1. Länderspiel Sowjetunion – Schweiz
1. Oktober 1967 in Moskau
Das erste Länderspiel gegen die Sowjetunion findet am 20. April 1966 in Basel statt mit einem Unentschieden von 2:2. Es ist das zweite Länderspiel gegen die Sowjetunion, jedoch die erste Begegnung in Moskau.
Organisation und Vorbereitung
Kuoni hat die Reise mit Charter- und Linienflügen ausgeschrieben und mit unterschiedlich langen Reise-Varianten, auch mit einem Abstecher nach Leningrad (heute St. Petersburg), werden angeboten.
Aufgrund der grossen Nachfrage müssen laufend Zusatzflüge organisiert werden, sodass schlussendlich insgesamt 13 Charter nach Russland fliegen.
Auch russische Maschinen werden gechartert, um die über tausend Schlachtenbummler zu transportieren.
Abflugtag: Sensation am Flughafen Zürich – die 8-motorige Tupolev TU-114
Ein absolutes Novum für den Flughafen Zürich ist die Tu-114 der russischen Fluggesellschaft Aeroflot. Zu dieser Zeit das leistungsstärkste und schnellste Turboprop-Verkehrsflugzeug der Welt. Die Triebwerke wirken auf je zwei gegenläufig rotierende 4-Blatt-Propeller, d.h.insgesamt 8 Propeller pro Triebwerk statt nur 4.
Wegen der Propeller-Grösse mit einem Durchmesser von 5,60 Metern musste das Fahrwerk ungewöhnlich hoch konstruiert werden, was spezielle, übergrosse Gangways zum Ein- und Aussteigen benötigt.
Zum Einsteigen müssen zwei Gangways übereinander aufgebaut werden
Die normalen Gangways der Jets reichen nicht aus, es wird noch eine kleinere – normalerweise für 2-motorige Propellerflugzeuge verwendet – darauf aufgebaut, um den Zugang zum Flugzeug zu ermöglichen! Eine unglaubliche, einmalige Konstruktion.
Es ist ein Riesenerlebnis nicht nur für den Flughafen, vor allem die Presse und das Fernsehen sind bei diesem Event live und hautnah dabei.
Vorab-Reise vom OK für letzte Kontrollen
Die beiden Organisatoren René L. und Tom Z. vom Büro und ich reisen 4 Tage im voraus nach Moskau, um die ganze Organisation zu überprüfen und letzte Vorbereitungen zu treffen. Diese Fussball-Reise ist eine logistische Herausforderung.
Am Tag nach der Ankunft in Moskau fliegen wir weiter nach Leningrad, um zusammen mit Vertretern der staatlichen Reiseorganisation Intourist die Hotels und Transportmittel zu inspizieren und letzte Details zu besprechen.
Zurück in Moskau fahren wir zu unserem “Hauptquartier” im 5* Hotel Metropole in unmittelbarer Nähe des Roten Platzes. Wir haben noch einen Tag Zeit vor der Ankunft der Gruppen aus der Schweiz.
Die Gruppen sind verständlicherweise in verschiedenen Hotels, je nach Programm, untergebracht. Ein beachtlicher Teil ist im Hotel Rossija – mit 3170 Zimmern auf 21 Stockwerken – untergebracht. Es liegt nur einen Steinwurf vom Roten Platz.
Ueber 1000 Eintrittskarten müssen von Hand zugeschnitten werden!
Wir erhalten erst jetzt vom Fussballverband die Eintrittskarten – aber oh Schreck! Es sind nicht einzelne Tickets, nein, die Karten sind auf Endlos-Papierrollen aufgedruckt. Dies bedeutet, dass wir drei in den nächsten Stunden mit Schere Ticket für Ticket ausschneiden und anzahlmässig auf die einzelnen Gruppen auf- und einteilen müssen! Und das für über 1000 Personen.
Als wir das geschafft haben, bestellen wir 3 Wodkas um die aufwändige und erfolgreiche “Schneiderei” zu feiern und wie es sich in Russland gehört, werden nachher die leeren Gläser rückwärts stehend an die Wand geschleudert! Es klirrt aber erst als die Gläser am Boden aufschlagen, denn an den Wänden sind schwere, teure Gobelin-Vorhänge! Beim Versuch, einen dieser Vorhänge am Fenster zu schliessen, gibts einen Schreck und der Gobelin ist am Boden! Hopla, denken wir, dann machen wir doch gleich ganze Arbeit. Tom nimmt den andern Gobelin, zieht daran mit einem kleinen Ruck – und schon liegt auch dieser Gobelin am Boden!
Ankunft der Schlachtenbummler
Wir erwarten die Gruppen am Flughafen, die mit den verschiedenen Charter- und Linienflügen etappenweise ankommen. Die Einreiseformalitäten verlaufen äusserst speditiv, die Pass- und Zollbehörden geben sich die grösste Mühe, den Ansturm aus der Schweiz möglichst reibungslos zu bewältigen.
Das historische Länderspiel im Lenin-Stadion
Wir bringen alle Fans rechtzeitig zum Stadion und die vielen Schweizer Schlachtenbummler sind auf der Tribüne nicht zu übersehen.
Der Match ist ausgeglichen und endet schliesslich 2:2 Unentschieden, wie das Spiel ein Jahr zuvor in Basel.
Wir feiern gebührend den erfolgreichen Abschluss der Reise
Wir von der Organisation überwachen noch die Abflüge für die Rückflüge und die gebuchten Anschlussprogramme nach Leningrad am nächsten Tag. Dann sind alle Gruppen abgereist.
Wir beglückwünschen uns für die erfolgreiche Abwicklung dieser Reise mit Wodka, Kaviar und einem feinen Dinner mit ausgezeichnetem, russischen Champagner. Einen Tag später sind auch wir wieder zurück in Zürich mit einem Koffer voll Erlebnissen.