Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Ost-Berlin 1962 – die Schock-Parolen der DDR

West- und Ost-Berlin / DDR, 1962

Für die Abteilung Spezialreisen begleite ich eine Gruppe mit 25 Personen von einer Strassenbau-Firma aus Zürich nach Berlin. Mit einer DC-6B der Swissair fliegen wir Ende Mai nach Frankfurt, haben Zeit für eine Stadtrundfahrt mit Mittagessen und fliegen um 17.00 Uhr weiter mit Pan American Airways. Nach einer Stunde landen wir auf dem Flughafen Tegel in West-Berlin.

Warum wir von Frankfurt mit einer amerikanischen Fluggesellschaft – Pan American Airways – fliegen, wird durch untenstehende Geschichte des Flughafens Tegel erklärt.

Flughafen Tegel – Geschichte
Am 24. Februar 1960 fliegt erstmals eine Air France den Flughafen Tegel an, dies ist der Einstieg in die Ära des internationalen Düsenluftverkehrs. Der Flughafen befindet sich im Französischen Sektor.

Nach dem Krieg ist es nur den Fluggesellschaften der Alliierten erlaubt, den Luftkorridor zu benutzen und somit wird dieser nur durch Pan American World Airways, British Airways und Air France genutzt.

1989 mit dem Fall der Mauer ist der Ausbau des Flughafens Tegel gänzlich gestoppt, denn man beginnt mit der Planung eines neuen Großflughafens.
Mit unzähligen Verzögerungen und politischem Hickhack wird der neue Flughafen Berlin-Brandenburg nun am 31. Oktober 2020 in Betrieb genommen.

Besichtigungs-Programm in West-Berlin
Eine Fahrt auf dem berühmten Kurfürstendamm ist ein Muss, ebenso der prachtvollen königlichen Schlossgartens Charlottenburg, auch vorbei an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Zentrum, durch einen Luftangriff im 2. Weltkrieg beschädigt. Der grosse Stern mit der 67m hohen Siegessäule führt uns in den grossen Tiergarten-Park, der “Lunge” von Berlin.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Brandenburger Tor
beim grössten und bekanntesten Wahrzeichen Berlins machen wir einen Halt und steigen aus. Aber der Blick aufs Tor ist getrübt durch die unmittelbar davor stehende “Berliner Mauer”, die eine Weiterfahrt durch das Tor hinüber in die DDR versperrt.

Wie wenn man das nicht schon bei diesem Anblick bemerkt, wird man vor der Mauer noch darauf hingewiesen, dass jetzt West-Berlin verlassen wird.

Wie es auf dieser anderen Seite aussieht, interessiert uns sehr und ist auch ein Hauptgrund der Reise für diese Firma.

Also auf in den “verheissungsvollen” Osten!

“Alte” Karte von West-Berlin (violette Grenze) und Ost-Berlin resp. DDR

 

Übertritt in die DDR am “Checkpoint Charlie”
Wir fahren zum “US Army Checkpoint” an der Friedrichstrasse. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht auf einer grossen Tafel
“You are leaving the American Sector”, auch auf Russisch und Französisch.

Wir müssen die Pässe vorweisen, der Schlagbaum öffnet sich und wir befinden uns in der DDR.

Eine eigentümliche Welt erwartet uns, denn wir passieren grosse Gebäude und Paläste, an deren Fassaden in grossen Lettern “propagandistische” Parolen gemalt sind.

Hier ein paar Beispiele an den Fassaden:

Weitere “Muster” siehe Bilder-Galerie.

Wir sind schockiert über diese Parolen, die uns auf Schritt und Tritt begleiten. An einem Haus, das sich direkt an der Mauer befindet, sind die Eingänge und Fenster alle zugemauert, da diese Seite des Hauses bereits West-Berlin ist.

Auch ausserhalb der Stadt treffen wir am Strassenrand, vor einem Drahtzaun, auf eine Tafel mit dem Hinweis auf den Beginn der “Zone des Friedens”.

Auf der Fahrt durch die Stadt kommen wir auch vorbei an zerbombten Häusern und grossen Palästen immer noch in Trümmern, obwohl der Krieg seit 17 Jahren vorbei ist.

Diese für unser Empfinden penetranten “Botschaften” drücken auf die Stimmung in unserer Gruppe von “freien Bürgern der Schweizerischen Eidgenossenschaft”. Die übrigen Sehenswürdigkeiten nehmen wir nur zur Kenntnis, aber unsere Gedanken sind etwas verwirrt aufgrund unserer Beobachtungen.

Beim Verlassen der DDR am Checkpoint Charlie sind wir froh, wieder in eine freie und nicht kontrollierte Welt zurückzukehren. Die Erfahrung macht uns sehr nachdenklich, sie ist jedoch sehr wertvoll und gibt uns einen differenzierten Blickwinkel als nur Neuigkeiten aus der Presse zu vernehmen.

Randbemerkung aus der Neuzeit
Anlässlich einer Reise mit einer Versicherungsgruppe 2005 widmen wir uns einen halben Tag der “DDR-Vergangenheit”, steigen hinunter in ein Stasi-Gefängnis, erfahren wie die Abhöranlagen funktionieren und wie jeder Bürger jeden anderen “ausspioniert” um an die Stasi zu verraten sowie viele andere Elemente Ein Schauder erfüllt uns beim Anblick dieser Zeugen einer dunklen Vergangenheit.

… ohne Worte ….

 

 

 

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