Unterwegs mit 60 US-Lehrer und Lehrerinnen, 1961
Einen Monat vor meiner Abreise in die USA werde ich auf einem von Kuoni Paris organisierten Charterflug nach dem Nahen Osten eingesetzt.
Wir fliegen mit einem Flugzeug der Silver City Airways vom Typ “Hermes”.Das Eigenartige und Ungewöhnliche an diesem Charterflugzeug ist die Sitzanordnung, die so ausgerichtet ist, dass man Blickrichtung nach hinten hat, man also rückwärts fliegt. Der Grund liegt darin, dass dieses Flugzeug früher für Truppentransporte eingesetzt wurde und so die Armeeangehörigen bei harten Landungen besser geschützt waren.
Zusammen mit meinem französischen Kollegen Pierre und seiner Frau begleiten wir die amerikanischen Lehrerinnen und Lehrer, die in den Army-Stützpunkten in Europa stationiert sind. Der Flug erfolgt ab und bis München und ich reise am Vortag mit einem Linienflug der Swissair an.
Unsere Stationen während der 10-tägigen Reise sind
Athen
Beim Besuch der Akropolis passiert es: Eine Lehrerin will beim Fotografieren etwas zurücktreten und fällt prompt rücklings eine Stufe hinunter. Ausser ein paar Prellungen und Schürfen ist sie aber glimpflich davon gekommen.
Istanbul
Zu einem Höhepunkt unseres Aufenthaltes wird der Besuch der berühmten Hagia Sophia. Erbaut im Jahre 537 n.Chr. als patriarchalische Kathedrale der kaiserlichen Hauptstadt Konstantinopel und war die grösste christliche Kirche des oströmischen Reiches. 1453 in eine Moschee umgebaut, seit 1935 als Museum und seit Juli 2020 wieder als Moschee umgewandelt.
Damaskus
Die Türe des Flugzeugs öffnen sich und beim Aussteigen sieht eine Lehrerin den Namen Damascus am Flughafen-Gebäude. Ihre Reaktion folgt prompt mit der Aussage “Oh, we are in Damascus” – wobei in ihrem Slang die Betonung auf der 2. Silbe mit einem langgezogenen “määäs” erfolgt. Aufgrund der kurzen Besuche von Athen und Istanbul glaubte sie sich schon in Jerusalem – darum die überraschende Feststellung.
Einen gewaltigen Eindruck hinterlässt der Besuch der prachtvollen Omayyaden-Moschee. Noch eindrücklicher als die Sultan Hassan Moschee in Kairo, die mir zwei Jahre zuvor schon sehr beeindruckt hat.
Jerusalem
Wir landen auf dem Flughafen im jordanischen Teil der Stadt, da diese noch mit dem sog. “Mandelbaum-Tor” zu Israel getrennt ist. (von 1948 bis 1967 Kontrollpunkt zwischen dem israelischen und jordanischen Sektor der Stadt)
Höhepunkte unseres Besuches sind die Altstadt, einige der heiligsten Stätten von Judentum, Christentum und Islam wie der Tempelberg mit dem Felsendom, die Klagemauer sowie die Al-Aqsa-Moschee und die Grabeskirche. Alles eindrückliche Spuren aus der biblischen Geschichte.
Beirut
Sofort nach Ankunft fahren wir, vorbei an den berühmten Zedern des Libanon und über das Libanon-Gebirge, zur berühmten Ruinenstätte von Baalbek, wobei die Ruinen mit den 6 Säulen des Jupitertempels dominierend sind.
Kairo
Mein bereits zweiter Besuch in der ägyptischen Metropole nach einer Studienreise mit Reiseberatern aus Kuoni-Filialen in der Schweiz im Jahr 1959, sechs Monate nach Beginn meiner Tätigkeit bei Kuoni.
Wir tauchen ein in die spezielle Atmosphäre der Altstadt mit ihrem Souk und fahren hinaus zu den bestbekannten Pyramiden von Gizeh und der Sphinx. Ein kurzer Kamelritt vor der Cheops-Pyramide lassen sich viele nicht entgehen, auch nicht durch die ständigen Bitten der Kameltreiber mit “Bakschisch, Bakschisch” (Trinkgeld)!
Ich überlasse für einen Moment die Gruppe meinem Kollegen Pierre und benütze die Gelegenheit, die Cheops-Pyramide zu besteigen. Es stellt sich als ein recht anstrengendes Unterfangen heraus, schwieriger als aus der Distanz betrachtet. Aber die Aussicht auf die Pyramiden und die Sphinx ist phänomenal. (Die Besteigung ist in späteren Jahren verboten worden, gut habe ich es gewagt.)
Luxor
Unsere Zeit an diesem geschichtsträchtigen Ort ist viel zu kurz, um all die unglaublichen Spuren der ägyptischen Geschichte zu besuchen. Wir konzentrieren uns auf die Karnak- und Luxor-Tempel mit ihren riesigen Ausmassen und imponierenden Säulen.
Die Reise verläuft problemlos und trotz Mammutprogramm von 7 Städten in 10 Tagen, also amerikanischer Reise-Rythmus mit möglichst viel in möglichst kurzer Zeit. Die Gäste sind rundum zufrieden und sind der Ansicht, einen guten, wenn auch etwas oberflächlichen Anschauungsunterricht für ihren Beruf gewonnen zu haben.
Mein Eindruck von dieser Reise ist gewaltig und ich bin endgültig vom „Reise-Virus“ infiziert.