Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Stockholm – Oslo – Kopenhagen – Paris 5300 km mit Autostopp 1956

22 Tage Nordisches Abenteuer mit Abstecher nach Paris, 1956

 

Nach der erfolgreichen Reise nach Frankreich im Vorjahr bin ich hoch motiviert, dieses Jahr eine noch grössere und längere Reise zu unternehmen. Skandinavien hat mich schon immer interessiert und in den Wochen zuvor laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: ich erstelle eine Checkliste, was ich alles noch besorgen muss. Von einem Kameraden kann ich ein Zelt ausleihen, da ich aufgrund des Jugendherberge-Führers weiss, dass diese Unterkunftsmöglichkeit in Skandinavien nicht weit verbreitet ist.

Quer durch Deutschland nach Odense auf der Insel Fünen in Dänemark
Es ist bereits Samstagmittag am 9. Juni 1956, als ich Winterthur verlasse – selbstverständlich auch wieder ausgerüstet mit dem Schweizer-Fähnchen.

Bald bin ich unterwegs und über Schaffhausen und die Grenze in Deutschland. Ich verbringe die erste Nacht in einer einfachen Pension – übrigens die einzige Hotelunterkunft während der Reise.

Dank dem Schweizer Wimpel komme ich ohne lange Wartezeiten zügig durch Deutschland und bin am Sonntagabend bereits in Bremen und übernachte in der Jugendherberge, wo ich von der Dachterrasse einen wunderbaren Blick über die Weser und das Bremer Stadtzentrum geniesse.

Am nächsten Morgen gehts zähflüssig bis Hamburg und ich brauche viel Zeit für die Durchquerung der Stadt mit der Strassenbahn. An einer günstigen Stelle will ich mich platzieren – und was sehe ich? Es sind schon 5 Autostöppler da, die auch nach Dänemark reisen wollen. In einer grösseren Lücke dieser “Anhalter” bin ich bereit und  warte keine zehn Minuten, als ein Automobilist meinen Schweizer Wimpel sieht und brüsk anhält. Unter den grossen und erstaunten Augen der andern steige ich mit einem verschmitzten Lächeln in das Auto – und ab gehts, häppchenweise mit verschiedenen Autos nach Flensburg und über die Grenze nach Dänemark.

Die Brücke über den Kleinen Belt zur Insel Fünen passiere ich am Abend. Die Tage im Sommer sind lang und ich schaffe es noch bis Odense, der Heimat des berühmten Dichters Hans Christian Andersen. Ein Campingplatz, wie eine kleine Oase mit Wald und Jahrhunderte alten Eichen, ist der ideale Ort, unweit des Seeufers zum ersten Mal mein Zelt aufzuschlagen.

Mein erstes Fähre-Erlebnis habe ich am nächsten Morgen von Nyborg durch den Grossen Belt nach Korsör auf der Insel Seeland. Die Weiterreise führt mich nach Kopenhagen, will in der Stadt aber erst auf dem Rückweg bleiben.

So mache ich mich auf den Weg zum Hafen und bin nachmittags auf einer Fähre, die mich in rund 1h 30 Min. nach Malmö in Schweden bringt.

Ueberfahrt Kopenhagen-Malmö

Es gibt an Bord einen zollfreien Laden „Dutyfree Shop“, wo sich die Skandinavier haufenweise mit Alkoholika eindecken, da in diesen Ländern der Alkohol sehr teuer ist. Da an Bord die alkoholischen Getränke ebenfalls billig sind, lassen sich einige Skandinavier echt „volllaufen“ – nicht gerade ein ansehnlicher Anblick.

In Malmö erstmals auf schwedischem Boden
Strahlendes Wetter erwartet mich bei Ankunft in Schweden. Unweit der Ausfahrt der Fähre schwenke ich meinen Wimpel und dem Zettel “Stockholm” und schon vor dem letzten ausfahrenden Auto hält ein Wagen bei mir. Es ist ein netter, elegant gekleideter Herr am Steuer, der zudem gut deutsch spricht und so kommen wir in ein interessantes und angeregtes Gespräch. Er will wissen, woher ich komme und was ich bis jetzt erlebt habe und staunt über meine Schilderungen.

Bei der Abfahrt in Malmö merke ich plötzlich, dass wir auf der linken Strassenseite fahren, denn Schweden hat Linksverkehr und Dänemark Rechtsverkehr. (Anmerkung: im Jahre 1967 wechselte Schweden ebenfalls auf Rechtsverkehr)

Als Gast bei einer schwedischen Familie in Asljunga
Wir fahren nordwärts bis Hälsingborg und zweigen nach Nordosten ins Landesinnere ab. Die Siedlungen werden rarer und es geht schon langsam gegen 9 Uhr abends und er eröffnet mir, dass er bald zu Hause sein werde, ich wohl kaum weiter vorankommen werde. Kein Problem, sage ich, da ich dann mein Zelt aufschlagen werde. Er habe eine bessere Idee, indem er mich zu sich nach Hause einlädt, bei seiner Familie die Nacht zu verbringen. Was für eine tolle unerwartete Überraschung, die ich fast nicht akzeptieren kann aber doch gerne annehme.

Der Moment ist gekommen, wo wir von der Hauptstrasse abzweigen und ich habe das Gefühl irgendwo draussen im Niemandsland zu sein. Wir fahren ein paar hundert Meter und biegen dann durch ein Tor in eine von Bäumen gesäumte Einfahrt ein, bis wir bei seinem Anwesen ankommen. Es ist ein herrliches Landhaus mit grossem Umschwung und gehört zum Dorf Asljunga. Ich werde von seiner Frau herzlich begrüsst, ist aber erstaunt, dass ihr Mann einen fremden jungen Mann mitbringt.
Sie tischt uns ein reichliches und feines Nachtessen auf, das mir ausgezeichnet schmeckt und wir sitzen noch lange zusammen. Sie sind sehr interessiert, mehr über mich und die Schweiz zu erfahren, wollen von meinen Abenteuern hören, erwähne dabei auch meine letztjährige Autostopp-Reise rund um Frankreich und die Tour de Suisse per Velo ein Jahr zuvor. Wie denn meine Pläne für die nächsten Tage und Wochen seien, wollen sie ebenfalls erfahren.

So wird es spät in der Nacht bis ich mich in mein hübsch eingerichtetes Zimmer zurückziehen kann, immer noch kaum fassend, was für ein Glück mir beschieden ist.

Ein ausgiebiges Frühstück am nächsten Morgen gibt mir Kraft und Energie für den Tag und ich frage mich, was für Überraschungen wohl die nächsten Tage auf mich warten.
Ich verabschiede mich gebührend von meiner Gastfamilie und der freundliche Gastgeber bringt mich bis zur Hauptstrasse und wünscht mir viel Glück.

Bereits um halb neun Uhr morgens stehe ich am Strassenrand und gehe eine gute halbe Stunde durch ein Waldgebiet. Nach wenigen Autos, die vorbeifahren, ist es dann ein Student, der anhält und wir fahren durch ganz Südschweden bis nach Stockholm, wo wir nach 550 km Fahrt um halb sechs Uhr abends ankommen. Nie hätte ich gedacht, an diesem Tag mit 1 Auto und am Abend bereits in Stockholm zu sein – einfach genial.

Eindrücklicher Aufenthalt in Stockholm mit Unterkunft bei einem Schweizer
Da ich in der Jugendherberge, einem alten Dreimaster-Segelschiff, keinen Platz finde, will ich mich im Touristenzentrum nach einer günstigen Unterkunft erkundigen. Unterwegs werde ich überraschend auf schweizerdeutsch von einem jüngeren Herrn angesprochen, der meinen Rucksack mit dem Schweizer Fähnchen sieht. Wir kommen in ein angeregtes Gespräch und er meint, dass ich bei ihm übernachten könne. Und abenteuerlustig wie ich bin, akzeptiere ich seinen Vorschlag. Ich habe einen guten Eindruck von ihm und keine Zweifel, dass ich ein Risiko eingehe. Er ruft seine Zimmervermieterin an und bittet um Erlaubnis, mich in sein Zimmer zu nehmen, was bewilligt wird. Wir sind bald an seiner Adresse und gehen nachher noch auf eine kleine Entdeckungstour, bis wir spät zurück sind und noch lange plaudern.
Zufrieden lege ich mich zur Ruhe – im Schlafsack auf dem Boden – und kann mich kaum erholen, schon die zweite Nacht hintereinander privat übernachten zu dürfen.

Die nächsten drei Tage sind vollbepackt mit „Sightseeing“ – es ist eine tolle, faszinierende Stadt direkt am Wasser mit vielen Kanälen und Meeresarmen, die bis in die Stadt hineinreichen. Ich gehe das meiste zu Fuss, erkundige mich beim Stadthaus nach Motorbootausflügen. Dort kann ich mit einer Schweizer Gruppe an einer zweistündigen, beeindruckenden Rundfahrt teilnehmen und bekomme dank der deutschsprachigen Erklärungen einen guten Eindruck der Stadt.

Eines der Wahrzeichen Stockholms ist das „Stadshuset“, das Rathaus, Sitz der Stadtregierung und des Stadtparlaments. Es liegt an prächtiger Lage, direkt an der südöstlichen Spitze der Insel Kungsholmen im Mälarsee.

Ich leiste mir den Eintrittspreis und kann die Repräsentationsräume des Rathauses besichtigen, wie der Goldene Saal mit den Gold-Mosaiken, den Beratungssaal sowie die Blaue Halle, in der jährlich das Festessen anlässlich der Vergabe der Nobelpreise abgehalten wird. Meine Neugierde führt mich auf den 106 m hohen Eckturm, wo man von einer kleinen Terrasse eine unglaubliche Aussicht geniesst.

Ich schlendere weiter kreuz und quer durch die Stadt, vorbei an der Oper, besuche die Nachbarinsel Skansen mit dem Tier- und Naturpark und kehre mit einer Fähre zurück. Oft bin ich im Kungsträdgarden, dem Königsgarten, einem grossen, herrlichen Park, wo man der Hektik der Grossstadt entfliehen kann.

Kungsträdgarden

Der Samstag, 16. Juni ist mein letzter Tag in dieser Stadt, da ich am Sonntag weiterreisen möchte. In einem Restaurant mit Schweizer Koch essen wir mittags “Spaghetti Bolognese”. Ernst muss noch einkaufen gehen und empfiehlt mir, in dieser Zeit nach Vällingby zu fahren. In der Einkaufsstrasse Kungsgatan nehme ich die „Tunnelbana“ (U-Bahn) und bin in einer halben Stunde in diesem Vorort von Stockholm. Er wurde anfangs der 50er Jahre als „Neue Stadt“ gebaut, 1954 offiziell eingeweiht und weltweit bekannt als ein einzigartiger und modernst geplanter Städte-Distrikt Europas.

Auf dem Weg zurück zu meinem Quartier begegne ich dem Deutschen, den ich ausserhalb Hamburgs ebenfalls beim Autostoppen auf dem Weg nach Stockholm, angetroffen hatte. Er sei eben erst hier angekommen, d.h. 2 1/2 Tage später als ich! Das nennt man Riesen-Glück.

Es ist eine laue Sommernacht und bald ist der längste Tag des Jahres. Die Sonne scheint am Abend noch lange und so gehen Ernst und ich noch in die Stadt. Im Gespräch realisiere ich, dass ich erst vor einer Woche von zuhause weggefahren und nach vielen interessanten und eindrücklichen Erlebnissen bereits 2000 km weit im Norden gelandet bin. Der „Fahrplan“ stimmt und ich kann mir für die nächsten Etappen ruhig etwas Zeit nehmen.

Die norwegische Hauptstadt Oslo ist das nächste Ziel.
Es fällt mir schwer, mich von dieser faszinierenden Stadt zu verabschieden, aber ich will weiterziehen und mein nächstes Ziel ist die norwegische Hauptstadt Oslo im Westen. Wir verabschieden uns an einem Morgen, da Ernst auf einen Vereinsausflug geht und ich deponiere meinen Rucksack in einem Schliessfach und bin nun frei von Ballast.

In meinem „ beliebten“ Kungsträdgarden trinke ich einen Kaffee mit einem Schweden, mit dem ich vorher ins Gespräch gekommen bin. Nachher geht mein Weg zum Bahnhof, hole meinen Rucksack und bin auf dem Weg zum Stadtrand. Ich treffe einen Churer, der mich auf einem grossen Stück Weges begleitet und mir rät, mit einem lokalen Bus noch bis weit ausserhalb der Stadt zu fahren.

Ich stelle mich auf mit dem Zettel „Oslo“, was aber keinen Eindruck macht. Ich warte unendlich lange und entscheide mich nach zwei Stunden, den Weg zu Fuss fortzusetzen, der mindestens 10 km (!) dauert, bis ich dann nach 7 Uhr endlich erlöst werde. Obwohl Abend, ist es immer noch helllichter Tag. Ich schaffe es noch für 1265 km bis Örebro und es ist inzwischen nach 10 Uhr abends, von Dunkelheit keine Spur. Ich durchquere die Stadt zu Fuss und suche mir einen günstigen Zeltplatz. Der Weg führt mich zufällig zum Campingplatz Gustavsvik, einer der grössten Freizeitanlagen  und mit einem See. Kurz vor Mitternacht schlage ich mein Zelt auf, brauche dazu aber keine Taschenlampe – es ist noch taghell!
Einfach genial.

Auf dem Campingplatz ist schon früh viel Betrieb und ich bin um 9 Uhr wieder auf dem Weg zur „Arbeit“. Trotz geringem Verkehr bin ich bald im Auto eines freundlichen Herrn, der mich unterwegs in Karlskoga zu “Kaffee und Kuchen einlädt bevor wir in Karlstad am Vännernsee uns verabschieden. 

Die nächsten 100 km kann ich nach einigem Warten mit einem freundlichen Fahrer geniessen. Die Sonne scheint, ein wolkenloser Himmel und wir fahren immer wieder durch Waldgebiete, unterbrochen durch tiefblaue Seen – ein herrliches Landschaftsbild. Etwas Erhabenes, Beruhigendes, wenn man kilometerlang keiner Seele mehr begegnet, man fühlt sich im „Niemandsland“, weit weg von jeglicher Zivilisation, einfach unglaublich und überwältigend. Eine Weite, wie wir es uns in der Schweiz nicht vorstellen können

Das herrliche und sehr warme Wetter bringt den Fahrer auf die Idee, unterwegs anzuhalten, um uns eine ganze Menge Glacés zu kaufen, die wir im Wagen verspeisen. Beim Abschied überreicht er mir die Visitenkarte mit der Bitte, ihm doch aus der Schweiz eine Karte zu senden und zu berichten, wie es mir ergangen sei, was ich nach meiner Rückkehr sehr gerne erledigt habe.

„Schauspiel“ an der Grenze von Links- in den Rechtsverkehr
Es geht weiter – und plötzlich bin ich an der Grenze zu Norwegen. Hier gibts ein kleines „Schauspiel“, da wir durch eine spezielle Streckenführung von der linken auf die rechte Strassenseite wechseln müssen, d.h vom Linksverkehr Schwedens zum Rechtsverkehr Norwegens.

Nach dem Grenzdorf finde ich Platz in einem Lastwagen. Unterwegs übergibt mir der Fahrer „seinen“ Zvieri , d.h. vier belegte Brote mit Ei und Gurken – wirklich sehr grosszügig. Wer weiss, vielleicht habe ich etwas „verhungert“ ausgesehen. Wir fahren weiter durch diese herrliche Wald- und Seenlandschaft. In einem Dorf, wo ich wieder auf ein Auto warte, muss ich der Schuljugend Autogramme erteilen! Nach ca. 5 km zu Fuss nimmt mich ein Fahrer für den restlichen Weg bis Oslo mit.

Oslo – die „Tigerstadt“
Am frühen Abend, nach 350 km Fahrt seit Örebro, habe ich ein weiteres Ziel erreicht. Sofort geht mein Weg auf die Suche nach der Jugendherberge „Oslo Haraldsheim“ und um 8 Uhr bin ich angekommen. Von hier hat man einen schönen Blick über die Stadt und den Oslofjord. Es war ein anstrengender Tag mit viel Marscharbeit und ich lege mich deshalb früh schlafen.

Am nächsten Morgen erwache ich und was für eine negative Überraschung: Regen, Regen! Ich gehe nur kurz in die Stadt, bleibe beim Rathaus und beim Nationaltheater lausche ich einem Konzert. Meine Stimmung ist auf dem Nullpunkt. So versammelt sich die „Jugi-Welt“ im Aufenthaltsraum. Es wird viel gesungen, vor allem englische Lieder und es sind die Neuseeländer, die für mächtig Betrieb sorgen. Die Party muss wegen Lichterlöschen um 23.00 Uhr abrupt und ungern abgebrochen werden.

Beim Erwachen am nächsten Morgen stelle ich mit Genugtuung fest, dass heute die Sonne scheint und meine Stimmung hellt sich schlagartig wieder auf.

Ich mache mich zeitig auf und mit der Holmenkollen-Bahn geht die Fahrt während 10 km ständig aufwärts. Bis zur Skisprunganlage muss ich noch eine Viertelstunde zu Fuss gehen.

Holmenkollen – Mekka des nordischen Skisports

Hier bin ich also, wo ich schon immer hinwollte: vor der ältesten Skisprungschanze der Welt. Der erste Skisprung Wettkampf fand am 31. Januar 1892 statt, der erste Schanzenrekord wurde mit 21,5 Meter aufgestellt. Die Wettkämpfe anlässlich der Olympischen Winterspiele vor 4 Jahren, also 1952, sind mir noch in guter Erinnerung. Als Sportfan ist es für mich ein Muss, diesen legendären Ort zu besuchen.

Ich bewältige 180 Treppenstufen bis zum Absprungbalken und mit dem Lift gehts zum 60 m hohen Schanzenturm. Eine überwältigende Aussicht über Oslo und die ganze Anlage bietet sich mir. Ich stehe dort, wo die Skispringer loslegen – mir graut nur schon beim Anblick nach unten, unglaublich, dass man da hinunterfahren und mit Geschwindigkeit bis zu 100 km/h pro Stunde über den Bakken fliegt. Der Auslauf ist im Sommer mit Wasser gefüllt, was der Anlage einen speziellen Reiz gibt.

Auf dem Weg zurück in die Stadt besuche ich die imposante und eindrückliche Vigeland-Anlage im Frognerpark mit teils für mich eigenartigen Skulpturen des Künstlers Gustav Vigeland. Das Wetter hat sich gebessert, sodass ich noch eine geraume Zeit an diesem ruhigen Ort verweile.

Vigeland Anlage im Frognerpark

Es geht wieder nach Süden – über Göteborg nach Malmö und Kopenhagen
Zurück in der Stadt hole ich am Bahnhof mein Gepäck und mache mich auf zu weiteren „Taten“. Die ersten Kilometer sind ein Genuss, fahren wir doch einem Nebenarm des Oslo Fjords entlang und durch teils hügeliges Gebiet.

Nach der Grenze zu Schweden – wieder mit dem Fahrspur-Wechsel – ändert sich das Landschaftsbild. Wir sind in einer wie es scheint einsamen Gegend, fahren immer wieder durch längere und kürzere Waldstücke, haben zwischendurch auch wieder Sicht auf die fingerförmigen Nebenarme des Skagerrak – eine eindrückliche Fahrt.

Auf einem langen Fussmarsch erlöst mich eine Lehrerin bis zum nächsten Dorf. Um 10 Uhr abends will ich schon für einen günstigen Platz zum Zelten Ausschau halten, da hält doch noch ein Wagen, der mich bis Uddevalla bringt. Am nahen Fjord – für mich schon eher ein grosser See – kann ich im Schutze eines kleinen Wäldchens am Ufer mein Zelt aufschlagen. Es ist weit nach Mitternacht und ich brauche zum Aufstellen keine Taschenlampe, da es immer noch hell genug ist. Ich bin mutterseelenallein, kein Mensch weit und breit. Ich geniesse diesen Moment und um 1 Uhr nachts schlüpfe ich in meinen Schlafsack und schlafe den Schlaf des Gerechten.

Der nächste Tag, Donnerstag, 21. Juni, ist der längste Tag des Jahres! Ich habe super geschlafen und bin um 8 Uhr wieder auf den Beinen und bald sitze ich in einem Taxi, der mich – ohne Bezahlung – bis nach Göteborg bringt. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und immer wieder Ausblicke auf Seen und Fjorde, die zum Kattegat führen.

Göteborg
Ich bin um halb zehn schon da, deponiere einmal mehr meinen Rucksack am Hauptbahnhof und mache mich auf, die Universitäts-Stadt zu entdecken.

Göteborg am Göta-Kanal

Das Zentrum ist problemlos zu Fuss zu erkunden. Hier befinden sich zahlreiche kleine befahrbare Kanäle und alte Bauwerke. Ich möchte zum Seemannsturm hinauf, muss dem Kassierer aber sagen, dass ich nur noch 15 Oere habe. Er lässt mich freundlicherweise durch und darf erst noch den Lift benützen. Ich habe eine tolle Aussicht über die Stadt und bis zu den Hafenanlagen.

Mein Wunschziel Malmö ist 275 km entfernt, also mache ich mich auf, es ist drückend heiss und eine schwarze Wolkenwand kündigt ein Gewitter an. Ich bin keine zwei Minuten in einem VW-Bus, da geht ein fürchterliches Gewitter los – was habe ich doch für einen „Dusel“! Nach kurzer Zeit scheint aber schon wieder die Sonne. Ueber Hälsingborg und oft dem Meer entlang bin ich kurz vor 9 Uhr abends in Malmö.

Ich habs doch geschafft, gehe zum Hafen und schaue, ob noch ein Schiff nach Kopenhagen fährt. Die nächste Abfahrt ist erst um halb elf Uhr, d.h. noch fast zwei Stunden Wartezeit. Ich entscheide mich, diese Fähre trotz später Stunde zu nehmen. Mache in der Umgebung noch einen kleinen Spaziergang, sehe über mir ein Schleppflugzeug mit einem Segelflugzeug und bin überrascht, dass um diese Zeit noch geflogen wird.

Nächtliche Ankunft in Kopenhagen und „Empfang“ durch einen gastfreundlichen jungen Dänen
Die Ueberfahrt nach Kopenhagen durch den Öresund dauert anderthalb Stunden, sodass ich etwas vor 01.00 Uhr aussteigen kann.

Ich beabsichtige, am Bahnhof, unweit vom Hafen, meinen Rucksack einzustellen und mir dann irgendwo noch die Nacht um die Ohren zu schlagen. Da spricht mich auf dem Weg dorthin ein junger Bursche an, mit 18 nur ein Jahr jünger als ich und wir versuchen uns zu verständigen. Ich verstehe soviel, dass ich doch zu ihm nach Hause kommen soll um bei seiner Familie zu schlafen. Am Rathausplatz zeigt er mir, welchen Bus ich nehmen muss bis zum Stadtteil Valby, Richtung Westen. Er selber fährt mit dem Velo sofort los und als ich bei der besagten Haltestelle aussteige, wartet er schon auf mich. Es ist nur noch ein kurzer Weg bis zu seinem Zuhause, einem typischen Vorstadt-Einfamilienhäuschen mit etwas Garten. Poul, so heisst der junge Mann, bereitet uns noch einen Porridge zu. Ich erfahre auch, dass ich bei einer Familie Jensen Gastrecht geniessen darf. Ich schaue mich um und frage mich, wo ich schlafen soll, denn es herrscht eine ziemliche Unordnung hier. Wir gehen dann einen Stock höher und Poul richtet mir ein schönes Bett zurecht, sodass ich mich schlussendlich um halb drei Uhr zur Ruhe legen kann.

Am nächsten Morgen weckt mich ein lautes Geräusch, gehe später hinunter in die Stube und mache Bekanntschaft mit seinen Eltern und der hübschen Schwester Ingrid. Und was sehe ich? Frau Jensen ist am staubsaugen mit einer dicken Zigarre im Mund! Hoppla, denke ich! Wir frühstücken alle gemeinsam und ich bleibe am Vormittag noch bei der Familie, denn sie wollen viel über mich und meine Reise erfahren.

Mit dem Bus bin ich am Nachmittag bald im Zentrum auf Entdeckungstour. Mein erstes Ziel ist der Rathausplatz, schlendere dann entlang der längsten Einkaufsstrasse, dem „Ströget“ und zu weiteren Sehenswürdigkeiten bis zum Schloss Charlottenborg. Ich bin auch am Nyhavn, einer Strasse mit schmucken Giebelhäusern beiderseits des Kanals und mit zahlreichen Restaurants, wo man draussen direkt am Wasser sitzen, essen und trinken kann. Ein sehr beliebter Treffpunkt.

Rathaus

Was mir auch auffällt in dieser Stadt sind die vielen Velofahrer. Der Radverkehr hat einen wichtigen Stellenwert in der Stadt. In nahezu jeder wichtigen Straße gibt es eigene Radwege oder Radfahrstreifen, die von der Fahrbahn getrennt geführt werden.

Am späten Nachmittag bin ich zurück bei meiner Gastfamilie und Frau Jensen macht ein feines Essen mit Fleisch und allem drum und dran. Ich erlebe dabei eine neue Überraschung: Statt einer Sauce streichen wir Konfitüre auf das Fleisch! Da kann man sagen „Andere Länder, andere Sitten“ – aber es schmeckt speziell.

Der faszinierende Vergnügungspark Tivoli
Mein Weg führt mich nachher noch zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt: Die mit Blumenbeeten und Springbrunnen geschmückte Anlage des weltbekannten Vergnügungs- und Erholungsparks Tivoli. Der Park bietet zahlreiche Attraktionen wie Achterbahnen, Kabaretts, ein Konzerthaus und Pantomime Theater sowie das 80 Meter hohe Kettenkarussell, viele Restaurants, Geschäfte und Standbuden. Eine rote, chinesische Pagode sehe ich am Tivoli-See. Auf dem zentralen Platz finden während der Saison regelmäßig Konzerte dänischer und internationaler Musiker sowie anderen Unterhaltungskünstlern statt.

Ich kann mich nicht genug satt sehen, bleibe eine Zeit beim „Open air“-Pantomime Theater zuschauend stehen, gehe weiter und lausche einer Vorführung im Konzerthaus. Die Anlage ist sehr weitläufig und wunderbar angelegt und vermittelt überhaupt nicht den Eindruck einer „Chilbi“. Es sind viele Besucher hier, die wie ich den Weg an diesen tollen Ort gefunden haben.

Einer der Parks in der Stadt

Den nächsten Tag verbringe ich nochmals in dieser faszinierenden Stadt, besuche den Zoo, den Hafen, verschiedene wunderschöne Parkanlagen und will natürlich auch das bekannteste Wahrzeichen besichtigen: Die 1.25m grosse „Kleine Meerjungfrau“.

Abschied von meiner Gast-Familie
Es ist mittlerweile Sonntag und ich bleibe noch bei der Familie, plaudern, essen zu Mittag und dann kommt der Moment des Abschieds. Ich habe zwei schöne und interessante Tage in dieser Stadt und bei der Familie verbringen können. Mit gebührendem Dank verabschiede ich mich und mache mich wieder auf den Weg.

Da ich bereits in einem westlichen Vorort bin, muss ich nicht lange gehen, bis ich an der Ausfallstrasse bin und meinen Schweizer Wimpel schwenken kann. Es dauert eine gewisse Zeit, bis ich wegkomme. Es ist die gleiche Strecke wie bei der Hinfahrt über den Grossen und Kleinen Belt, wo mich ein Fahrer zum Campingplatz am Rand der Stadt Kolding fährt.

Ich geniesse es nochmals, in meinem Zelt zu schlafen, wer weiss wie oft ich dies noch benutzen werde auf dieser Reise. Deutschland ist ja nicht mehr weit weg und so glaube ich, in 2-3 Tagen wieder zu Hause zu sein.

Eine Nacht auf der Reeperbahn in Hamburg
(Schande dem, der Böses denkt!)
Es geht nur schleppend vorwärts an diesem Morgen. Kurz vor Flensburg passiere ich die dänisch-deutsche Grenze – und nun spricht man wieder deutsch.

Es wird 8 Uhr abends, bis ich in Hamburg ankomme, aber die Jugendherberge hat keinen Platz mehr. Also deponiere ich wie üblich meinen Rucksack am Hauptbahnhof und fahre mit der Strassenbahn zum berühmt-berüchtigten Vergnügungszentrum Reeperbahn in St. Pauli.

Ich schlage mir die „Nacht um die Ohren“ und staune nicht schlecht, was in dieser „Sündenmeile“ alles abläuft und angeboten wird. Trotz meinem bescheidenen Budget suche ich eine einschlägige Bar auf und bestelle mir lediglich ein Cola. Ich kann der Versuchung widerstehen, für ein „paar schöne Augen und Titten“ mit Champagner abgezockt zu werden – soviel Geld hätte ich ja gar nicht bei mir gehabt!

Um 4 Uhr morgens schliessen alle Lokale und mit der Strassenbahn gehts zurück zum Hauptbahnhof und zu meinem Rucksack. Ich durchquere die ganze Stadt in 1 1/2 Std. zu Fuss bis zum Beginn der Autobahn nach Bremen. Und dies alles ohne ein Auge zugedrückt zu haben.

Unerwartete Weiterfahrt bis Paris
Es ist mittlerweile 6 Uhr früh und ich habe nach 5 Minuten bereits einen Wagen bis Bremen. In Kenntnis meiner vergangenen Nacht hat der Fahrer Verständnis für meine Lage und lässt mich im Auto schlafen.

Eigentlich habe ich beabsichtigt, von Bremen Richtung Köln und durchs Rheinland zurück in die Schweiz zu fahren. Ich habe aber das Glück, 50 km nach Bremen von einem jungen Belgier in einem riesengrossen Ford mitgenommen zu werden, mit dem ich bis nach s’Hertogenbosch in Holland fahren kann, was meine Pläne ändern lässt. Das Wetter ist herrlich und sehr warm, wir haben alle Fenster unten und aus dem Radio tönt bei grösster Lautstärke Schlager- und Jazz Melodien. Wir zwei sind in guter Stimmung und der Tacho zeigt ständig bis zu 100 km/h, ohne Autobahn!.

An der holländisch-belgischen Grenze hält nach einer halben Stunde ein DKW. Es ist eine Frau mit ihrer hübschen 18 jährigen Tochter. Wenn ich Lust hätte, könne ich mit ihnen bis nach Paris mitkommen, lässt sie mich wissen. Diese Offerte muss man mir natürlich nicht zweimal machen, vor allem, da ich ja Paris letztes Jahr auf meiner Autostopp-Reise schon besucht hatte.

Ich unterhalte mich bestens mit den beiden attraktiven Frauen und es wird bald einmal Nacht. Gegen Mitternacht nähern wir uns der französischen Metropole und bei Ankunft im Stadtzentrum ist es bereits halb zwei Uhr nachts. Seit Hamburg habe ich sage und schreibe 890 km zurückgelegt – eine Monster-Etappe! Ich hatte gehofft, dass sie hier zu Hause sind und ich bei ihnen übernachten kann, aber sie waren auf dem Weg zu einem Hotel. Ich bat sie deshalb, mich in der Nähe der „Eglise de la Madeleine“ bei den grossen Boulevards aussteigen zu lassen.

Meine „Clochard-Nacht“ in Paris
Wo soll ich nun die Nacht verbringen, frage ich mich? Ich irre etwas umher um eine ruhige Ecke für eine „Clochard-Nacht“ zu suchen. Ich sehe die Metro-Station „Madeleine“, gehe den Treppenabgang hinunter und finde zwischen der letzten Stufe und dem geschlossenen Gitter knapp Platz, mich hinzulegen, den Rucksack als Kopfkissen benützend und damit er mir im Schlaf nicht gestohlen werden kann! Ich schlafe göttlich, bis mich das Geratter des öffnenden Gitters am frühen Morgen weckt.

Riskante Privatunterkunft bei einem unbekannten Franzosen
Da bin ich also wieder, ich kenne mich etwas aus und gehe zu den Tuilerien-Gärten, wo ich auf einer Bank ein kleines Nickerchen mache.

Später schlendere ich entlang der Prachtstrasse Champs-Elysées und zurück zu den „Grands Boulevards“. Am späteren Nachmittag konsultiere ich meinen Stadtplan auf der Suche nach der Jugendherberge. Ich werde von einem Herrn mittleren Alters angesprochen, ob er mir helfen kann.

Er wohne nicht weit von hier und wenn ich einverstanden wäre, könne ich bei ihm übernachten. Nun, dieses Mal ist es kein Schweizer wie in Stockholm und ich zögere im ersten Moment. Soll ich oder soll ich nicht? Aber schlussendlich denke ich, dass es ein Versuch wert ist und zuerst mal schauen, wie und wo er wohnt. In einer kleinen Seitenstrasse unweit vom Place Vendôme und der Opéra, steigen wir in einem alten Gebäude hinauf in den 5. Stock und ich trete ein in eine etwas chaotische Junggesellen-Bude.

Wir plaudern und irgendwie habe ich ein gutes Bauchgefühl, dass ich hier sicher bin und nichts zu befürchten habe, obwohl ich den Verdacht nicht loswerde, dass er „vom andern Ufer“ ist. Aber nachdem er keine Avancen macht, bin ich auch beruhigt, in einem andern Zimmer – und nicht im gleichen Bett wie er – schlafen zu dürfen.
Wir gehen aber gleich wieder weg und er bringt mich zum berühmten Montmartre-Quartier, gehen zum Place de Tertre mit seinen vielen Kunstmalern und Zeichnern und zum Vergnügungsviertel am Place Pigalle. Die Fassade vom berühmten Revue-Theater „Moulin Rouge“ ist beleuchtet mit vielen Leuchtreklamen und ich mache, sozusagen als Beweis meiner Anwesenheit, noch ein Foto, obwohl es bereits Nacht ist. Es ist kurz vor 2 Uhr nachts, bis wir wieder in seiner Wohnung sind und müde und zufrieden schlafe ich sofort ein.

Die Nacht ist ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen, ich habe gut geschlafen und wir frühstücken zusammen. Er gibt mir 500 Francs (ca. Fr. 6.-) mit auf die Reise. Er war ein sehr kultivierter und grosszügiger Gastgeber und ich habe seine Gastfreundschaft sehr geschätzt. Er geht zur Arbeit und ich verlasse mit ihm die Wohnung. Wir verabschieden uns, nicht ohne mich gebührend zu bedanken.

Ich verbringe den Vormittag noch in der Stadt. Ich geniesse es, in dieser faszinierenden Stadt zu flanieren, bin am Place de la Concorde, von wo ich den Triumphbogen von weitem sehe, gehe weiter zu den Tuilerien, vorbei am Louvre und der Seine entlang und besuche die berühmte „Notre Dame“-Kathedrale.

Am Nachmittag geht’s hinauf zur „Sacré Coeur“-Basilika auf dem Hügel von Montmartre und dem höchstgelegenen Punkt der Stadt. Der phantastische Blick über Paris entschädigt mich für die Strapazen des gewaltigen Fussmarsches, den ich quer durch die Stadt hinter mich gebracht habe.

Mit 2 Autos von Paris nach Basel – in Troyes wieder Uebernachtung bei einer gastfreundlichen Familie
Es ist schon nach 3 Uhr nachmittags, hole meinen Rucksack und nehme die Metro bis zur Endstation. Nach einem guten Stück Weges zu Fuss hält ein junger Mann und ich kann einsteigen. Wohin meine Reise gehen soll, fragt er mich. Richtung Schweiz ist meine einfache Antwort. Ja, das treffe sich gut, denn er müsse noch bis Troyes fahren, immerhin in 160 km Entfernung. Wir fahren über Land und geniessen den schönen Tag und kommen in ein angeregtes Gespräch mit den üblichen Fragen und Antworten. Er staunt nicht schlecht über meine Erzählungen und vor Troyes, es geht schon gegen 8 Uhr abends, fragt er mich, ob ich noch weiterreisen werde. Ich bejahe und sage ihm, dass ich dann irgendwo mein Zelt aufschlagen werde. Und wieder kommt von einem Fahrer die Antwort, dass er eine bessere Idee habe und ich doch bei seiner Familie übernachten könne. Ich schlage dieses grosszügige Angebot einmal mehr nicht aus und ich werde von seiner Familie freundlich empfangen.

Seine Mutter macht uns ein ausgezeichnetes, üppiges Nachtessen und die Familie lauscht gespannt den Schilderungen von meinen Abenteuern.
Es ist schon fast unglaublich, was für ein Glück mir immer beschieden wird, als Gast bei einer Familie übernachten zu dürfen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich gebührend von der Familie. Der junge Mann bringt mich noch bis ca. 30 km ausserhalb der Stadt in Richtung Basel und vor 10 Uhr bin ich wieder auf der Strasse, bereit für das nächste „Abenteuer“.

Mit einem Basler die 340 km von Troyes bis nach Basel
Die Wartezeit ist wieder einmal kurz und schon kommt die nächste grosse Ueberraschung: ein Basler-Auto, Marke Studebaker, hält an, weil er mein Schweizer Fähnchen sieht und nimmt mich mit bis nach Basel! – was bedeutet, dass ich mit zwei Autos von Paris nach Basel (rund 500 km) gelangen kann. Unfassbar!
Die Fahrt ist abwechslungsreich und wir kommen in ein gutes und interessantes Gespräch. Es ist erst nachmittags Viertel vor 3 Uhr , als er mich am Bahnhof Basel SBB aussteigen lässt.

Mein Weg führt mich danach wieder zu meiner Tante in der Nähe. Sie ist sehr überrascht, nach meinem Besuch bei ihr im September letzten Jahres mich erneut nach einer abenteuerlichen Reise zu sehen. Ich telefoniere auch meinem Onkel Jean, wo ich auch übernachten kann. Es gibt wieder viel zu erzählen und ich rufe dann auch meine Mutter an mit der Nachricht, dass ich wieder in der Schweiz und bei ihrem Bruder bin.

Das Finale von Basel nach Winterthur
Der letzte Tag meiner Reise ist angebrochen, wir schreiben Samstag, den 30. Juni 1956 und es ist auch Zeit, dass ich wieder zurück bin, denn am Montag sind meine Ferien zu Ende. Ich verabschiede mich nach einem feinen Mittagessen und bald bin ich auch wieder auf der Ausfallstrasse Richtung Zürich, wo ich nach kurzer Wartezeit weiterfahren kann.

Und dann kommt der grosse Moment, als ich um 5 Uhr nachmittags wieder zu Hause anklopfe und von meiner Mutter und Geschwistern herzlich empfangen werde. Alle sind glücklich, dass ich heil zurückgekommen bin und die ganze Reise ohne Schwierigkeiten – weder Unfall, noch Krankheit noch Überfälle etc. – überstanden habe. Bestimmt keine Selbstverständlichkeit.

Es war eine unglaublich tolle Reise mit unzähligen, einmaligen Eindrücken und Erlebnissen, Begegnungen mit interessanten und gastfreundlichen Menschen. Und vor allem das Glück mit den vielen Privatunterkünften – einfach genial.

Zusammenfassend für die Unterkünfte
1 x in einem Gasthof (1. Nacht), 2 x in Jugendherbergen (für 3 Nächte), 4 x im Zelt, 2x im Freien (Reeperbahn und Paris) und sage und schreibe 6x für total 11 Nächte (von 21) Privatunterkunft.

Bilanz: 5300 km mit 73 Autos
Unglaubliche Distanz – durchschnittlich 73 km pro Auto, zufällig!
Dies ist die eindrückliche Bilanz meines einzigartigen Autostopp-Abenteuers während 22 Tagen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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