Santiago de Chile-Arica-La Paz-Titicacasee-Puno-Cuzco 1965/66/67, 1978
Santiago de Chile – Arica – La Paz
Mit einer “Südamericana-Gruppe” fliegen wir von Santiago de Chile in den Norden nach Arica, dem Ausgangspunkt für den Altiplano von Bolivien und Peru. Nach einer Uebernachtung folgt am frühen Morgen ein erster Höhepunkt mit einer spektakulären Bahnfahrt von 0 m auf Meereshöhe bis hinauf auf 4100 m.ü.M. in einem Tag nach La Paz.
Bald gewinnen wir an Höhe und unter uns breitet sich das fruchtbare Tal im Landesinnern aus, flankiert von den kahlen Abhängen durch die Abholzung der Wälder durch die indigenen Völker vor langer Zeit.
La Paz
Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich und am Nachmittag nähern wir uns auf der Hochebene von 4100 m der Hauptstadt La Paz. Plötzlich öffnet sich vor uns ein Talkessel und die Stadt liegt vor uns und bietet einen der spektakulärsten Ausblicke Boliviens. Das Stadtzentrum und die kulturellen Einrichtungen sind im nördlichen und die Oberschicht residiert im südlichen Teil (bis hinunter gegen 3200m). Beherrscht wird die Stadt vom mächtigen Vulkan Illimani (6439 m) mit seinen vier Gipfeln.
Höchst interessant sind die Markthallen und riesigen offenen Märkte, wobei der skurrile sogenannte „Hexenmarkt“ (Mercado de Hechiceria – Markt der Zauberei) eine Besonderheit darstellt. Hier gibt es alles zu kaufen, was man für heilkräftig oder Unheil abwehrend hält. Auch getrocknete Tukanschnäbel, Schlangenhäute, Lamafett und Amulette für eine gesunde Libido sind im Angebot. Sogar Lamaföten gibt es zu erwerben; oft vergräbt man sie als Opfer an die Erdgöttin Pachamama unter dem Fundament neuer Häuser.
Quasi nahtlos an den Hexenmarkt schliesst sich der „schwarze Markt“ (Mercado negro) an. Die Laden- und Standbesitzer hier zahlen keine bzw. kaum Steuern, der Markt ist jedoch zu wichtig (Arbeitsplätze, Geld, etc.), als dass die Regierung ernsthaft dagegen vorgehen würde.
Autos anschieben auf 5000 m.ü.M. !
Wir unternehmen einen Halbtagesausflug mit Privatautos, ausgerüstet mit Höhenmeter-Anzeige, zum Besuch des Observatoriums Chacaltaya auf 5’300 m.ü.M. Wir bleiben auf 5000 m Höhe im Schnee stecken, steigen aus und müssen die Autos anschieben! Und dieser Kraftakt auf 5000 m, höher als der höchste Berg in den Alpen! Der Puls rast und der Kopf will zerplatzen. Aber wir schaffen es und gehen nachher behutsam ein Stück weiter zu Fuss bis zu einer geeigneten Stelle um wieder einzusteigen für die letzten paar hundert Meter.
Wir staunen, nebst den interessanten Erklärungen der Forscher, dass vom Observatorium noch ein vom österreichischen Alpenclub erstellter Skilift bis auf 5600 m Höhe führt! Unglaublich, aber wahr!
(Anmerkung: Inzwischen ist der Skilift nicht mehr im Betrieb, da der Gletscher seit 2009 geschmolzen ist, und dies auf dieser Höhe!)
Zurück im Hotel in La Paz am Abend klagen die meisten Teilnehmer und auch ich über arge Kopfschmerzen, haben wir doch in einem halben Tag eine Höhendifferenz von 3600 m geschafft. Einzig ein 75jähriges Ehepaar aus der Schweiz ist „purlimunter“, was mich nicht weiter verwundert, nachdem es mir erzählt hat, dass sie schon alle 4000er in der Schweiz bestiegen hat.
Der legendäre Titicaca-See – Überfahrt mit Dampfer “Inca” über Nacht
Auf meiner ersten Südamerika-Reise mit einer Gruppe im Mai 1965 erreichen wir nach der Abfahrt in La Paz bald den berühmten Titicaca-See.
In Guaqui am Südostufer, quartieren wir uns ein für die Nacht auf dem Dampfer «Inca». Leider ist die Fahrt über Nacht, sodass wir wenig vom See mitbekommen. Am nächsten Morgen früh sind wir in Puno, bevor es dann mit der Bahn weitergeht nach Cuzco.
Diese Fahrt mache ich mit der Begleitung der «Südamericana»-Reisen 1966 und 1967 noch mehrmals, bevor über 10 Jahre später das Dampfschiff durch das Tragflügelboot abgelöst wird.
Mit der zweithöchsten Eisenbahn der Welt – bis auf 4319 m – nach Cuzco
(Anmerkung: die höchste Eisenbahnfahrt führt in Tibet auf über 5000 m). Heute steht uns ein spezieller Tag bevor: Wir fahren mit der Andenbahn von Puno über Juliaca nach Cuzco. Wir und andere Touristen sitzen in Abteilen der 1. Klasse, währenddem die Einheimischen in der 2. Klasse Platz nehmen, oft aus Platzmangel auf ihren Körben und Habseligkeiten sitzend oder stehend im Gang.
Endlos erstreckt sich die Puna, die riesige Weite des Hochlandes auf 4000 m Höhe. In der baumlosen Landschaft leben hauptsächlich Lamas, Alpakas und Vicunas.
An kleinen Feldern vorbei geht es in zahlreichen Kurven durch die endlos scheinende Landschaft und wir sehen oft die Herden von Tieren. Vor jeder Kurve und vor jedem Tunnel ertönt das Signalhorn mit ohrenbetäubendem Lärm.
Die Bahn keucht über schmale Brücken und klettert nach Santa Rosa dampfend von 3900 auf 4300 m Höhe. Die Landschaft ist faszinierend. Immer wieder begleiten hohe Berge die Bahnfahrt und eisgepanzerte Bergriesen schieben sich ins Blickfeld.
Wir erreichen die Passhöhe in La Raya auf einer Höhe von 4319 m. Der Pass ist die südamerikanische Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik.
Und das Schauspiel an jeder Station: Sobald der Zug anhält, strömen die lokalen Händler zu den Wagen und versuchen, ihre Waren an die Touristen zu verkaufen. Es sind dies u.a. Alpaka-Pullis und Mützen, Lama-Hausschuhe, Tücher und Teppiche oder auch Fleisch, Früchte wie Orangen oder Bananen.
Vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Cuzco, wo uns vor der Anfahrt ein weiteres Spektakel geboten wird: Wir sehen von weitem die Stadt Cuzco unter uns und fragen uns, ob wir hier wie am Gotthard mit Kehren im Berg runterkommen. Aber weit gefehlt: Es folgen immer wieder Zick-Zack Kurven. d.h. die Bahn stoppt, fährt rückwärts leicht abwärts bis die nächste Kehre erreicht ist und von dort gehts wieder vorwärts zum nächsten Stopp, wieder rückwärts und so lange hin und her bis wir schlussendlich unten in Cuzco angekommen sind.
Wir haben auf über 300 km insgesamt 76 Brücken und 105 Tunnels passiert sowie 30 Zick-Zack Kurven. Wahrlich, eine beeindruckende Fahrt.
Cuzco – Puno mit Auto statt Bahn
Ich bin 1978 auf der Tourismus-Messe in Lima und will die Fahrt von Cuzco bis La Paz 11 Jahre nach der letzten Gruppenreise nochmals unternehmen, um auf dem neuesten Stand für den Ablauf der Reisen zu sein.
Leider fällt die Bahnfahrt wegen Unterbrechung des Schienennetzes aus. Unser lokaler Vertreter organisiert ein Auto mit Fahrer, um die über 350 km lange Strecke auf dem Landweg zurückzulegen. Es ist eine abenteuerliche Fahrt, meistens auf einer Naturstrasse, die teils ausgeschwemmt ist und wir auch einige Male im Morast steckenbleiben. Durch die tiefliegenden Wolken können wir die schneebedeckten Berge auf dem Weg nur erahnen. Wir schaffen es ohne grosse Pannen bis nach Puno am Nordwestende des Titicaca-Sees.
Mit Tragflügelboot über den Titicaca-See und Umsteigen mitten auf dem See
Für heute ist ein Höhepunkt angesagt: Die Fahrt mit dem Tragflügelboot unserer lokalen Agentur über den Titicaca-See, der das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde ist. Er liegt auf einer Höhe von 3812 m über dem Meeresspiegel, ist 178 km lang und bis 67 km breit und hat eine maximale Tiefe von 281m.
Die Fahrt von Puno über den See ist phänomenal – man fühlt sich wie auf dem Meer auf dieser riesigen Fläche und in der Ferne türmen sich die hohen Berge der Anden. Dazu fasziniert, mit einer solchen Geschwindigkeit über den See zu flitzen.
Unterwegs kommt mein guter Freund Darius, unser lokaler Agent, mit seinem neuesten Tragflügelboot auf einer Testfahrt entgegen. Wir stoppen mitten auf dem See und ich steige um in sein neuestes Boot für den Rest der Strecke.
In Copacabana auf einer kleinen Halbinsel, dem Grenzort zwischen Peru und Bolivien, ist Endstation. Auf dem Landweg gehts weiter, die ersten rund 80 km fahren wir dem Nordostufer des Sees entlang, währenddem die letzten rund 70 km bis La Paz auf einer Hochebene gefahren werden.
Cuzco
Wir erkunden die malerischen Stadtviertel der alten „Inkahauptstadt“. Unser Weg führt uns zur Plaza de Armas, zur Kathedrale und zum Kloster Santo Domingo. Etwas außerhalb besichtigen wir die Festung von Sacsayhuamán, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten aus der Inkazeit.
Die wichtigste „Verteidigungslinie“ besteht aus drei zyklopischen, terrassenförmig übereinander gebauten Zickzackmauern. Sie sind 600 m lang. Die untere Mauer ist 9 m, die mittlere 10 m und die obere 5 m hoch.
Zum Bau der Mauer wurden riesige Steine von den 20 km entfernten Steinbrüchen heran transportiert und dann bearbeitet, bis sie fugenlos aneinander passen. Der größte Stein ist 9m hoch, 5 breit, 4 m dick und wiegt über 200 Tonnen. Ungeklärt ist, wie die Inka die Steine transportiert haben, da sie weder Rad noch Rolle kannten. Für die Bearbeitung verwendeten sie spezielle Steinwerkzeuge, denen selbst harter Granit nicht standhielt.
Machu Picchu, 2470 m.ü.M.
Ein Aufenthalt in Cuzco ohne den Besuch der Inka-Stadt aus dem 15. Jahrhundert ist unvorstellbar. Eine romantische Zugfahrt auf einer Schmalspurbahn bringt uns durch das fruchtbare und beeindruckende Tal des Rio Urubamba nach Aguas Calientes. Per Bus geht es in vielen Kehren hinauf nach Machu Picchu, der einzigartigen letzten Zufluchtsstätte der Inkas, der “verschollenen Stadt” zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Berges gleichen Namens. Wir folgen gespannt den Erklärungen unseres Lokalführers und haben Zeit, um in Ruhe die besondere Atmosphäre dieses Ortes in uns aufzunehmen.
Anmerkung: siehe auch mein Bericht “Tief beeindruckt auf dem Huayna Picchu”.