Einmalig: Mit dem Post-Flug zu 6 Inseln, 1973
Im Vorfeld meiner Vorbereitungen für diese Reise habe ich unseren lokalen Agenten gebeten, einen Tagesausflug zu einer der nördlichen Inseln zu organisieren.
Ich bin hoch erfreut, als er mir nach meiner Ankunft eröffnet, dass ich am nächsten Morgen auf dem Post-Flug der Air Melanesiae mitfliegen kann, der sechs Orte auf nördlichen Inseln anfliegt.
Start in Port Vila, der Hauptstadt
Ich kann im Cockpit auf dem Co-Pilotensitz Platz nehmen und schon um halb acht Uhr morgens heben wir ab mit einer zweimotorigen Britten-Norman-Islander.
Lamap auf Malakula Insel
nach 40 Minuten landen wir zwischen unzähligen Kokospalmen auf der Graspiste des Lamap-Flugplatzes auf der Insel Malakula in 150 km Entfernung.
Der Pilot erzählt mir, dass bis vor nicht allzulanger Zeit es auch Brauch war, die Schädel der Säuglinge zusammenzubinden, um die Form ihrer Köpfe zu ändern. Kegelförmige Schädel waren ein Zeichen von höherem sozialen Status.
Nach einem kurzen Aufenthalt fliegen wir weiter der Ostküste entlang und ich habe eine tolle Sicht auf das Innere der Insel. Es ist kaum eine Siedlung auszumachen, die Insel scheint ein einziger Regenwald zu sein mit Hügeln bis zu 800 m.ü.M.
Norsup, Hauptflughafen von Malakula
wir landen nach 20 Minuten am nordöstlichen Zipfel der Insel. Das Terminal-Gebäude ist ein längliches, auf der Seite offenes, strohgedecktes Gebäude.
Neben dem Flugfeld befindet sich ein kleines Dorf mit einem Laden, einem Samstagsmarkt und einem Provinz-Spital.
Espiritu Santo (Heiliger Geist)
Hier landen wir nach einem kurzen Flug übers Meer in Luganville im Süden der Insel auf dem „Santo Pekoa Airport“ mit einer befestigten und nicht auf einer Graspiste und siehe da, sogar ein kleines Flughafengebäude mit einem Control-Tower empfängt uns. An der Vorderfassade sind zudem grosse Schilder mit lokalen Insignien von verschiedenen Stämmen angebracht.
Kriegsüberreste
Die Insel war während des 2. Weltkriegs eine riesige US-Militärbasis. Bereits im August 1942 wurde mit dem Bau von zwei Kampfjet-Pisten begonnen zur Unterstützung im Kampf um Guadalcanal. Nach Fertigstellung wurden zwei „Bomber Fields“ gebaut, wobei eine dieser Pisten ist am Standort des heutigen Pekoa-Flugplatzes. Im Oktober gleichen Jahres wurde die Piste in Pekoa von 1500 m auf 2100 m erweitert und die Flugplätze waren im Dezember 1942 voll einsatz- und funktionsfähig.
Ambae Vulkaninsel
Mein Sightseeing-Flug geht weiter und wir landen nach 18 Minuten auf der Graspiste von Walaha, die direkt vom Meer zwischen riesigen Kokospalmenhainen ins Landesinnere führt. Walaha liegt im nordwestlichen Zipfel der Insel Ambae.
Longana
Nach einer Viertelstunde Flug entlang der Nordküste und mit Blick auf den Manaro-Vulkan landen wir an der Ostküste der Insel auf der von Palmen umgebenen Graspiste von Longana.
Der „Terminal“ ist eine strohgedeckte Hütte, seitlich offen, von ca. 20 m Länge!
Auffallend an dieser Insel ist der Umstand, dass rund um die Insel keine Strände auszumachen sind, sondern nur felsige Küste. In Longana starten wir für einen längeren, rund einstündigen Flug nach Süden. Es ist eine faszinierende Inselwelt von kleineren und grösseren, meist Vulkaninseln, die ich während diesem Rundflug entdecken kann.
Kurz nach dem Start fliegen wir der langgezogenen Insel Pentecost (Pfingsten) entlang. Berühmt auf dieser Insel ist das Land-Diving als Ritual, um die Prüfung als Mann zu bestehen. Diese mutigen jungen Männer stürzen sich mit Lianen um die Fussgelenke gewickelt von bis zu 30m hohen selbst gebauten Türmen herunter.
Leider ist während meines Aufenthaltes keine solche Zeremonie angesagt, wie mir unser lokaler Agent schon im voraus mitteilte – ich hätte dieses Spektakel gerne miterlebt – aber nicht selber gesprungen!
Aus dem Cockpit sehe ich schon weit voraus zwei Inseln mit rauchenden Vulkanen: Ambrym und Lopevi, an denen wir vorbeifliegen.
Aber kaum habe ich mich vom rauchenden Ambrym-Vulkan sattgesehen, erhebt sich direkt vor uns der Lopevi-Vulkan, mit zwei Rauchsäulen, eine auf dem Gipfel auf rund 1413 m.ü.M. und eine zweite auf der Westflanke kurz darunter.
Die Insel selber ist nicht mehr als der Vulkan an sich und glücklicherweise unbevölkert, da Ausbrüche immer wieder vorkommen.
Ein unglaublich faszinierendes Schauspiel, das ich innert weniger Minuten erleben darf. Noch nie habe ich innert weniger Stunden eine derart häufige Ansammlung von Vulkaninseln – und teilweise aktiv – sehen können.
Vulkan-Insel Epi
Nach Passieren des Lopevi-Vulkans sind es nur noch wenige Minuten, bis wir auf unserem letzten Stopp, der Insel Epi, landen. Der Anflug ist phänomenal: Wir überfliegen die bewaldete, hügelige Insel, wo noch überwachsene Vulkankegel auszumachen sind. Vorbei am Mt. Pomare, dem mit 833 m.ü.M höchsten Gipfel, erreichen wir die Westküste, fliegen dem Strand und dem Korallenriff entlang bis wir knapp über den Wipfeln der Kokospalmen zur Landung auf der Naturpiste ansetzen, mitten in einer riesigen Kokosplantage im Südwesten der Insel.
Zurück in Port Vila
Es ist mittlerweile zwölf Uhr mittag und wir starten zu unserem letzten Flug, der uns in 30 Minuten zum 100 km südwestlich gelegenen Ausgangspunkt Port Vila auf der Insel Efate bringt.
Auch wenn ich die Inseln nicht näher entdecken konnte, hat mir dieser unglaubliche Rundflug einen ausgezeichneten und wertvollen Eindruck gegeben über die Vielfalt, die landschaftlichen Schönheiten, die dieser Inselstaat bietet und immer wieder die Sicht auf die unterschiedlichsten Vulkane. Eine bessere Möglichkeit, in so kurzer Zeit einen Ueberblick über den Inselstaat zu erhalten, hätte ich mir nicht vorstellen können.