Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Angkor Wat – das siebte Weltwunder

Angkor, Kambodscha   1965/66/67/68

 

Anreise
Im Normalfall erreicht man Angkor mit Flug via Hauptstadt Phnom Penh nach Siem Reap. Es gibt aber auch Ausnahmen:

Auf dem Landweg von Bangkok via Aran Pradet
Es kommt in den 60er Jahren immer wieder vor, dass die Einreise nach Kambodscha mit dem Flugzeug zeitweise gesperrt ist.

Der Chef unserer Vertretung in Bangkok erreicht mit seinem Verhandlungsgeschick beim Machthaber, Prinz Norodom Sihanouk, persönlich, die Bewilligung auf dem Landweg ins Land einzureisen.

Wir sind im April 1965 zwei Gruppen, die davon betroffen sind. Mein Kollege Paolo betreut die 30 französisch-sprechenden, währenddem ich mich um die 28 deutschsprachigen Gäste kümmere.

An einem frühen Morgen fahren wir mit zwei Bussen in östlicher Richtung, ausgerüstet mit Picknick-Lunch und Getränken. Unterwegs kaufen die begleitenden Lokalführer auf einem Markt noch genügend Früchte.

Nach 5 1/2 Std. Fahrzeit erreichen wir in Aran Pradet, den Grenzort zu Kambodscha. Wir verlassen unsere Busse und mit Koffer und Handgepäck macht sich jeder auf, die paar hundert Meter auf einer Brücke nach Kambodscha unter die Füsse zu nehmen. Weder die Busse noch die Lokalführer dürfen über die Grenze. In der Mitte kommen uns schon junge Kambodschaner entgegen und übernehmen unser Gepäck, gegen ein gutes Trinkgeld, versteht sich.

Auf der kambodschanischen Seite, in Poipet, angekommen, gehen mein Kollege Paolo und ich mit allen Pässen und der vorbereiteten, maschinengeschriebenen „Passport List“ – mit allen notwendigen Details – zur Passkontrolle.

Unterdessen haben sich die Teilnehmer unter den schattigen Bäumen, auf dem Boden hockend gemütlich gemacht und verzehren ihren Lunch. Die kambodschanischen Lokalführer haben sich auch eingefunden, kümmern sich um die Gäste und versorgen sie mit Getränken und Früchten, die wir aus Thailand mitgebracht haben.

Der Clou an der ganzen Passkontrolle ist der Umstand, dass die Beamten nun die Namen und alle Angaben von der Passport Liste fein säuberlich von Hand in das Registerbuch übertragen, nicht ohne vorher die Angaben im Reisepass nochmals zu kontrollieren. Dass dieser „Spass“ mit 60 Personen über zwei Stunden dauert, ist nicht überraschend.

Mit Kleinbussen geht die Fahrt später auf holpriger Naturstrasse gemächlich weiter und gegen Sonnenuntergang erreichen wir unser Hotel, die Auberge Royale des Temples, direkt gegenüber Angkor Wat.

Während meiner Stationierungszeit in Bangkok von 1966 – 1968 wiederholt sich die Schliessung und Oeffnung der Grenze immer wieder. So kommt es in der Hochsaison vor, dass an einem Neujahrsmorgen insgesamt 8 (acht) Busse von Bangkok nach Angkor aufbrechen.

Angkor Wat – das grösste religiöse Denkmal der Welt 
Weltbekannt wurde Angkor durch die sichtbaren Zeugnisse der Baukunst der Khmer in Form einzigartiger Tempelanlagen – allen voran durch den Angkor Wat, den grössten Tempelkomplex der Welt.

Beidseits zum Eingang die Tempelwächter

Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 qkm wurden nacheinander mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils ein großer Haupttempel errichtet. Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt. Es gibt Vermutungen, dass im Grossraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten.

Ta Som – von Wurzeln komplett überwuchert

Die Gebäude wurden aus kunstvoll gestalteten Sandsteinen zusammengesetzt. Die zahlreichen Kanäle der Anlage dienten den Arbeitern auch dazu, die riesigen Steinbrocken mit Flößen zu transportieren. Für den Bau wurden die Blöcke mit besonderen Schleifanlagen so bearbeitet, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume aufeinandergesetzt werden konnten.

Viele der Tempelwände sind mit steinernen Figuren dekoriert, die Tänzerinnen – so genannte Apsaras – darstellen. Jede Figur hat eigene, besondere Merkmale, so dass sie sich untereinander nicht gleichen.

Einige der vielen und eindrücklichen Apsaras an den Tempelwänden

Ich bin fasziniert und fast sprachlos über das Phänomen Angkor Wat und stelle mir vor, wie das Leben in jener Zeit in Angkor und diesen Tempeln sich abgewickelt hat.

Tonle Sap
Der Tonle Sap (khmer: Großer See)  ist der größte See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde.

Jedes Jahr im Juni ist dort ein weltweit einzigartiges Naturphänomen zu beobachten. Der Mekong führt zu dieser Zeit aufgrund der Monsunregenfälle und durch das Schmelzwasser aus dem Himalaya bis zu viermal mehr Wasser als in den trockenen Monaten. Da Kambodscha ein großteils sehr flaches und ebenes Land ist, drängt das Wasser des Mekong in den Tonle-Sap-Fluss, und dieser wechselt die Fließrichtung. Die Wassermassen drängen zurück in das Becken des Tonle Sap und füllen den See. Der Höhepunkt der Überflutungen wird im September erreicht.

Erst im November, wenn der Mekong wieder weniger Wasser führt, wechselt der Fluss erneut die Richtung, und das Wasser des Sees fließt langsam ab.

Paolo und ich „entdecken“ den Tonle Sap für Touristen
Nach dem Besuch von Angkor Wat fahren Paolo und ich mit einem Lokalführer zum nahegelegenen Tonle Sap und mieten ein Motorboot, um das Leben der Einheimischen in ihren speziellen Behausungen am Ufer zu beobachten. Wir wollen die Möglichkeit testen, ob mit späteren Gruppen eine solche Tour durchführbar und interessant genug ist.

Was wir auf unserer Bootsfahrt sehen und erleben, ist einzigartig. Die Häuser, nur mit Booten zugänglich, sind auf Pfählen im Wasser gebaut. Mittels spezieller Konstruktion wird der Wohnbereich mit langen, seitwärts einige Meter ausladenden Balken getragen. Je nach Wasserstand des Sees kann das „Wohnhaus“ angehoben oder gesenkt werden.

Das Gesehene wird fotografisch intensiv dokumentiert. Aufgrund unserer gemachten Erfahrung wird diese Tour, je nach Aufenthaltsdauer, mit den nächsten Gruppen ins Programm aufgenommen.

Und heute ist dieser Ausflug dank „unserer“ Erkundungs-Tour im Programm jedes lokalen Anbieters – Paolo und ich, die Tonle Sap-Pioniere!

 

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