Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Im höchstgelegenen Hotel der Welt 4000 m.ü.M.

Flug zum Everest View Hotel, Nepal  1977

 

Neben den Inspektionsbesuchen der Hotels in Kathmandu und Ausflügen in die Umgebung habe ich als spezielle Attraktion einen zweitägigen Ausflug zum Hotel Everest View eingeplant.

Ein Pilatus-Porter Flugzeug der Royal Nepal Airlines bringt mich in 47 Minuten von Kathmandu zum kleinen Flugplatz von Syangboche, auf 3810 m.ü.M. gelegen. Der Flug ist einmalig und führt entlang der majestätischen, schneebedeckten Himalaya-Bergkette und über endlose Hügelketten, Terrassenanbauten und kleinen Dörfern.

Beeindruckender Flugplatz von Syangboche

Der Anflug ist furchterregend und wird als sehr gefährlich eingestuft, links und rechts steile Hügelzüge und auf einem kurzen, freien Gelände eine Naturpiste mit einem grossen Gefälle. Es ist kaum zu glauben, dass man in diesem engen Talkessel überhaupt landen kann. Der erfahrene Pilot fliegt unglaublich nahe an den steilen Abhängen entlang und in zwei, drei Kurven, um Höhe zu verlieren, ist er bereit, von weit unten anzufliegen und landet sicher auf der ansteigenden Piste, womit er schneller zum Stehen kommt. Was für ein Abenteuer, alle Passagiere sind erleichtert, diesen Anflug heil überstanden zu haben. Für den Piloten allerdings eine alltägliche Übung, meint er nach der Landung. Beim Aussteigen “erschlägt” es uns fast beim Anblick der nahen, majestätischen Bergkette. 

Das Gepäck wird uns abgenommen – wir sind ja auf 4000 m Höhe und sollten uns nicht sofort anstrengen – und zu Fuss gehts noch rund 1,5 km auf einem guten, aber teils steilen Pfad zum Hotel.

Hotel Everest View

Hotel Everest View, von Rückseite, ganz im Hintergrund Mt. Everest

Da stehe ich also auf der Terrasse vor dem Hotel, auf 3964 m.ü.M., und vor mir türmt sich die ganze Pracht des Himalaya auf, allen voran der dominierende Mount Everest (8848 m), aber auch der als einer der schönsten Berge bezeichnete Ama Dablam (6856 m). Ich kann es kaum glauben, wo ich mich befinde – es ist ein erhabenes Gefühl, so nahe am Mt. Everest zu stehen und als einzige Mühe den Aufstieg vom Flugplatz zum Hotel bewältigt zu haben.

Mt. Everest (left) and Lhotse

Alle Zimmer haben Sicht auf den Everest, im Restaurant und in der Lobby gibt eine riesige Glasfront den Blick frei auf den höchsten Berg der Welt. Allerdings, es ist kalt im Hotel, es wird kaum geheizt oder die Heizung funktioniert schlecht. Vor dem Nachtessen will ich noch ein Bad nehmen – ja, es gibt sogar eine Badewanne im Zimmer – muss aber ca. 15 Minuten das Wasser einlaufen lassen, bis ich ungefähr 10cm tiefes resp. untiefes Wasser in der Badewanne habe. Aber ich steige, trotz der Kälte im Zimmer, ins Bad und besprühe mich so gut es geht mit dem lauwarmen Wasser!

Mt. Everest im Abendlicht

Zum Essen setze ich mich an den langen Tisch mit 3 anderen Gästen des Hotels. Um nicht zu frieren, trage ich eine Jacke, Mütze und Handschuhe zum Essen!

Anstrengender Ausflug mit Höhendifferenz von 3000m in 6,5 Std.
In einer Hotelbar in Kathmandu habe ich von einem Engländer, der eben vom Hotel Everest View zurückkehrte,  erfahren, dass man in einem Tag einen allerdings anstrengenden Ausflug zum Kloster Tengboche und zurück unternehmen kann. Das will ich mir am nächsten Tag nicht entgehen lassen, bevor ich wieder nach Kathmandu zurückfliegen muss.

Ich erkundige mich im Hotel nach dem Weg, wobei mir klar gemacht wird, dass der Ausflug nur in 2 Tagen machbar ist mit Übernachtung beim Kloster. Ein Sherpa werde mir den Weg vom Hotel zeigen, allerdings sei er erst nach 10 Uhr morgens verfügbar. Ich will aber keine Zeit verlieren, packe meine 2 Äpfel ein, die ich als “Früchtekorb”  im Zimmer erhalten habe, und begebe mich nach einem frühen Frühstück auf den Weg, der einfach zu finden ist.

Während des Abstiegs erreiche ich bald das bekannte Dorf Namche Bazar im Khumbu-Tal und später eine Hängebrücke ganz unten im Tal auf 3200 m. Auf der anderen Seite gehts wieder steil bergauf, unterwegs kommt mir eine Expeditionsgruppe mit allem Gepäck und Sherpas entgegen. Ich geniesse herrliche Ausblicke in diese phantastische, unglaublich magische Bergwelt. Vor allem der einzigartige Ama Dablam begleitet mich auf dieser Wanderung. 

Ich hab’s geschafft – stehe ehrfürchtig vor dem Kloster Tengboche
Und plötzlich – nach rund 3 Stunden Marschzeit (gemäss Angaben des Hotels normale Marschzeit in dieser Höhenlage 5-6 Std!) – bin ich am Ziel meines Trekkings, dem Kloster, auf einem Hügel auf 3870 m und mit Blick zum Everest.

Kloster Tengboche mit Ama Dablam (rechts) und Mt. Everest und Lhotse (links)

Der Blick auf die umliegenden, eis- und schneebedeckten Berge ist gewaltig und überwältigend. Trotz dem inzwischen bewältigten Höhenunterschied von rund 1500 m fühle ich mich nachwievor topfit.

Ich esse zur Stärkung – statt einem Lunch –  meine zwei Aepfel, entdecke hinter dem Kloster das Camp einer anderen Expedition, die sich für den Weg zum Everest vorbereitet.

Stupas vor Kloster Tengboche (mein Mittags-Rastplatz)

Die Zeit drängt und nach rund einer halben Stunde begebe ich mich wieder auf den gleichen Rückweg. Alles läuft bestens, ich bin in einer unglaublichen Euphorie in dieser überwältigenden Gegend und komme zügig voran, wieder hinunter zur Hängebrücke auf 3200 m und dann über Namche Bazar hinauf zum Hotel. Aber plötzlich scheinen meine Kräfte zu versagen, meine Beine wollen nicht mehr, die Oberschenkel brennen und ich stehe eine ganze Weile wie versteinert da, völlig ausgepumpt.

Ich sehe das Hotel weit oben, was meiner Stimmung einen weiteren Dämpfer versetzt. Mit den letzten Kräften raffe ich mich auf, weiter zu gehen, muss aber praktisch alle 20 m eine Verschnaufpause einschalten, da mein Herz wie wild pocht und ich schon lange im roten Bereich bin. Das Hotel ist vielleicht noch 400 m weit entfernt, aber auch mit jedem Stopp scheint es überhaupt nicht näher zu kommen.

Dann endlich, ich habs geschafft und komme völlig entkräftet im Hotel an, nach rund 6,5 Stunden Marschzeit und einer bewältigten Höhendifferenz von rund 3000 m! Aber wie bin ich froh, dieses Abenteuer gewagt zu haben – was hätte ich alles an Erhabenem und Eindrücklichem verpasst, wäre ich nur im Hotel geblieben. Die erlittenen Strapazen habe ich schnell überwunden und sind im Nachhinein nur eine Randerscheinung dieses einmaligen Erlebnisses.

Eine Pilatus-Porter Maschine bringt mich am frühen Abend wieder zurück nach Kathmandu, zurück in die Zivilisation.

 

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