Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Kalimantan-Borneo, Ureinwohner und frühere Kopfjäger

Expedition auf dem Mahakam-Fluss zu den Völkern der Dayak, 1975

 

Ein Gebiet, das bisher noch in keinem Reisekatalog angeboten wird, ist der indonesische, südliche Teil von Borneo, Kalimantan. Unser lokaler Agent empfiehlt uns, das Gebiet des einheimischen Stammes der Dayak, am Oberlauf des Mahakam-Flusses zu erkunden.

Abenteuer auf dem Mahakam-Fluss zu den indigenen Völkern der Dayak
Von Jakarta bringt mich der Garuda-Flug nach Balikpapan an der südöstlichen Küste.
Zum Ausgangspunkt unserer Expedition fahren wir auf dem Landweg etwas über 100 km nach Samarinda, im Nordosten.

Der Mahakam Fluss in Samarinda – Ausgangspunkt unserer Expedition

Mein Lokalführer geht zum Hafen und bespricht sich mit verschiedenen Bootsbesitzern und entscheidet sich für ein kleineres Boot, mit einer geräumigen Kabine und längsseitigen gepolsterten Bänken. Mit dabei sind zwei junge Burschen, der eine ist der Bootsführer und der andere sein Helfer.

Mahakam-Fluss
Dies ist der längste Fluss und die wichtigste Verkehrsroute in der indonesischen Provinz Kalimantan Timur in Ost-Borneo. Er erreicht eine Länge von 960 km, von denen 523 km schiffbar sind und mündet nahe der Stadt Samarinda in die Strasse von Makassar. In einer geologischen Vertiefung liegende mittlere Mahakam-Region mit einer Fläche von etwa 8100 qkm liegen etwa dreißig kleinere Seen und die drei großen Seen Jempang, Melingtang und Semayang. Der Seespiegel beträgt von 0.5m – 1m in der Trockenzeit und bis zu 7m in der Regenzeit.

Tenggarong
Es ist das letzte grössere Dorf das wir passieren.

Danach beginnt der Fluss sich durch den Dschungel zu schlängeln. Lange Zeit ist kein Dorf mehr in Sicht, kein anderes Schiff oder einheimische Kanus, wir sind mutterseelenallein in dieser riesigen Einsamkeit, nur das Surren des Motors unseres Hausbootes, sonst Totenstille, als sei die Zivilisation ein Fremdwort und weit weg. Der Fluss bahnt sich weiter seinen Weg in unendlichen und unzähligen Windungen durch diesen tropischen und dichten Dschungel, kaum ein gerades Stück für mehr als ein paar hundert Meter.

Kota Bangun
Bei der Anfahrt sehen wir vom Fluss aus, dass ein Volksfest im Gange ist. Wir steigen aus und schon bin ich im Mittelpunkt des Geschehens, als einziger Tourist weit und breit. Kinder und Erwachsene umzingeln mich, teils verwundert, was dieser „komische Mann“ hier wohl sucht, aber mehrheitlich werde ich mit grosser Herzlichkeit empfangen und alle stellen sich lachend noch so gerne hin für Fotos.

Da ist wohl ein happiger Spruch über diesen westlichen Touristen gefallen!

Dies wiederholt sich in jedem Dorf, in dem wir anhalten und aussteigen. Es muss eine Ewigkeit vergangen sein, seit letztmals ein Tourist einen Fuss in diese Gegend gesetzt hat.

Mit der Frauen-Prozession richtet sich die Aufmerksamkeit der Bevölkerung aber wieder dem Volksfest zu. Die Frauen tragen ihre traditionell langen farbigen Kleider und mit der für diese Gegend speziellen, einzigartigen Kopfbedeckung: auf beiden Seiten schräg nach oben ca. 20cm ausladend, oben waagrecht schön geflochten und mit einem kurzen Schleier zum Rücken versehen.

Kota Bangun, nach der Prozession ein Lächeln für den “weissen Mann”

Kota Bangun, “was will wohl dieser westliche Mann hier?”

Muara Muntai
An einem frühen Morgen fahren wir dem Dorf entlang, das noch in Nebel gehüllt ist und wir die Moschee und umliegenden Häuser nur mit einer gespenstisches Silhouette wahrnehmen können.

Wir übernachten in kleinen Dörfern in einfachen, lokalen Gasthäusern (Der Name „Hotel“ wäre zu hoch gegriffen)

Sie sind meist im Pfahlbau-Stil gebaut und oft gehts über eine steile Treppe zur „Rezeption“ und zu den Zimmern: Ich komme mir vor wie bei uns in den früheren Mietwohnungen in den Kellerabteilen: keine Wände, nur Holzverschläge mit Zwischenräumen, sodass man durch die verschiedenen „Hotelzimmer“ sehen kann. Von Privatsphäre keine Spur! An den meisten Orten bin ich ohnehin der einzige Gast!
In einem dieser „Hotels“ erreicht man das Restaurant über die Strasse und ca. 200m weiter unten am Fluss, auf einem verankerten Floss.

Ein 3-Minuten-Ei à la Mahakam
Ein Angestellter fragt mich, ob ich vor dem Frühstück ein „3 Min.“-Ei zum Zimmer wünsche, bin allerdings recht überrascht über diese Frage. „Room Service“ im Dschungel? . Ja, gerne, ist meine Antwort.

Am andern Morgen bringt ein Boy eine Schale mit lauwarmen Wasser und daneben ein rohes Ei, das man in dieser Schale noch kochen sollte! Keine Chance!

Melak
Bei Ankunft müssen wir zuerst über das steile Uferbord zum Dorf hinauf, wo wir sofort im Mittelpunkt sind.

Wir schauen uns um und schon werden für uns ein paar traditionelle Tänze von zwei Männern vorgeführt.

Kersik Luwai Nationalpark – Orchideengarten
Dieser ist berühmt für seine wilden und schwarzen Orchideen und ist eines meiner Ziele auf dieser Reise.

Mit einem schmalen Kanu fahren wir von Melak auf den See hinaus, um auf die andere Seite zu den Orchideen zu gelangen. Aber das Wasser ist untief, sodass wir oft stecken bleiben, aussteigen und nicht einmal bis zu den Knien im Wasser das Kanu stossen müssen, bis wieder eine tiefere Stelle folgt. Der Orchideengarten ist enttäuschend klein und es sind im Moment auch keine Orchideen in Blüte.

Tanjung Isuy
Hier sehen wir, wie die Leute in Hütten auf Flossen leben am Rande eines Sees. Sie sind verankert mit langen Stangen und heben und senken sich je nach Wasserstand, sodass es keine Überschwemmung gibt.

Auch treffen wir einsame Fischer in langen schmalen Kanus stehend und wie sie ihre Fischernetze in hohem Bogen auswerfen.

Tering Lama – primitive Tänze & Frauen mit langgezogenen Ohren
Wir fahren weiter stromaufwärts, die Behausungen der Ureinwohner werden immer karger. Der Fluss wird immer schmäler und im Dorf sind wir kurz vor den Stromschnellen angelangt. Zu unseren Ehren veranstalten die Dayak einige für mich sehr einfache, primitive Tänze, für die Einheimischen aber sehr bedeutend und als Willkommensgeste für Gäste bestimmt.

Typisch auch die Frauen mit ihren langgezogenen Ohren, verursacht durch Ohrgewichte, die schon von Klein auf in die durchstochenen Ohrläppchen gehängt werden, um die Ohrläppchen langsam zu dehnen, im höheren Alter bis auf Brusthöhe reichend.

Rückfahrt flussabwärts nach Samarinda
Mit unserem schwerfälligen und kleinen Hausboot haben wir keine Chance wegen den Stromschnellen weiter flussaufwärts zu fahren und müssen umkehren. Wir sind unweit des Bergmassivs, wo der Mahakam entspringt.

Die Reise flussabwärts geht recht zügig voran bis wir nach einigen Zwischenstopps wieder zurück in Samarinda sind.

Das 5-tägige Abenteuer auf dem Mahakam-Fluss geht zu Ende. Die Gegend ist sehr abwechslungsreich und noch unberührt, die oftmals ursprünglichen Einheimischen mit ihrer primitiven Lebensweise faszinierend. 

 

 

 

 

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