kamel-Expedition im niger, zentral-sahara 1979
Wir sind unterwegs während einer 12-tägigen Expedition mit Landrover und Kamel von Iferouane durchs Air-Gebirge zur Wüste Ténéré und nach 5 Tagen auf dem Kamelrücken zurück ins Air-Gebirge und mit Landrovers zum Ziel Agadez.
Am 3. von 5 Tagen auf dem Kamel sind wir ja bereits zum Aguelmam Ekeskes hinaufgestiegen. Es gibt noch einen weiteren, noch spektakuläreren Aguelmam im Massiv des Taghmert im Air-Gebirge.
Vittorio, unser Expeditionsleiter, kennt ihn noch nicht und um entscheiden zu können, welcher der zwei Aguelmame lohnenswerter ist, unternehmen wir den Versuch, bis zu diesem Aguelmam zu gelangen.
Wir erreichen den Fuss einer riesigen Geröllhalde und den Eingang in ein relativ schmales Tal, das in das Massiv führt. Mit Wanderschuhen, einer Feldflasche mit einem Liter Wasser und dem Fotoapparat ausgerüstet müssen wir, bedingt durch das unerwartet langsame Vordringen bis zu den Felsen, den Anstieg während der grössten Hitze schon nach 10 Uhr morgens in Angriff nehmen.
Vittorio rechnet anhand einer ausgezeichneten Karte 1:100’000 mit einem Aufstieg von 2 Stunden. Dieser ist allerdings beschwerlicher als gedacht und da kein Weg existiert, muss man sich teilweise die beste Passage und Traverse suchen, um weiter hinauf vordringen zu können. Dies erfordert hin und wieder fast Kletterpartien sowie kleine Sprünge von Fels zu Fels.
Plötzlich – eine erste Ueberraschung!
Lebewesen in diesem „Höllental“!
Auf einer kleinen offenen Stelle begegnen wir einer Tuareg-Familie, die auf einem sandigen Flecken in ca. zwei Meter Tiefe auf Wasser gestossen ist und damit ihre Kamele, Ziegen, Schafe und Rinder tränken kann. Ein fast unwahrscheinlich wirkender Anblick, inmitten dieses “Höllentals” von Fels und Gestein, Lebewesen wie Menschen und Tiere anzutreffen.
Im oberen Teil stossen wir auf erste kleine Wasserstellen zwischen den Felsen und bei einem kleinen fliessenden “Bergbach” ist das Wasser derart klar und frisch, dass wir unsere Feldflaschen auffüllen können.
Wie versteinert stehen wir da – vor uns der Aguelmam Taghmert
Dann, endlich, nach über 3 Stunden beschwerlichen Aufstieg und der Erschöpfung nahe, eröffnet sich vor uns ein unwirkliches Bild: Wir starren ungläubig auf den “Flecken” Wasser und beginnen langsam zu realisieren, was für einen magischen Moment wir erleben.
Zwischen Felswänden, die über 100 m senkrecht hinauf ragen und keine 30 m voneinander entfernt sind – so eng ist das Tal hier oben – liegt dieser Aguelmam, diese Wasserstelle, die in dieser Umgebung fast als kleiner See anmutet, mit einer Länge von ca. 20 m und einer Breite von 8-10 m. Im klaren, aber kalten Wasser (ca. 18°C) nehmen wir ein kurzes aber erfrischendes Bad! und unser wohlverdientes Picknick am ca. 8 m breiten und 5 m tiefen Sandstrand – unglaublich, aber wahr!
Unser Boy, der uns begleitet, hat das ganze Geschirr und die Konserven in einem grossen Sack auf dem Kopf bis hinauf getragen und wir hatten schon Mühe, nur unsere Feldflaschen zu tragen. Die ganzen Mühen und Strapazen sind vergessen beim Anblick dieses kleinen “Wunders”, so sehr schätzt man den plötzlichen Anblick von soviel Wasser.
Nach ca. 2 Stunden Mittagsrast machen wir uns auf den Rückweg, tief beeindruckt und dankbar an Vittorio, dass er uns zu diesem einmaligen Ort geführt hat und zufrieden nehmen wir den Abstieg unter die Füsse.
Zurück von einem grossen Abenteuer
Nach 2 ¼ Std erreichen wir unsere Landrovers wieder, müde und abgespannt, aber froh, diesen Versuch gewagt zu haben, welcher uns alle um ein ganz grosses Erlebnis reicher werden liess.
Vittorio und wir kommen zur Einsicht, dass für die zukünftigen Expeditions-Gruppen nur der erste Aguelmam, Ekeskes, den Touristen zugemutet werden kann, denn dieser unheimlich herausfordernde Aguelmam Taghmert brachte uns alle an die Grenze der Belastbarkeit.
An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, wie enorm wichtig es ist, Routenführungen für vorgesehene Reisen im voraus ausgiebig auszukundschaften, will man nicht während der Reise unliebsame und negative Überraschungen mit Kunden riskieren.