Cook Inseln, Südpazifik, 1986
Der Höhepunkt meines Aufenthaltes auf den Cook Inseln ist ohne Zweifel der dreitägige Ausflug auf die traumhafte Insel Aitutaki.
Mit einer zweimotorigen Britten Norman Islander der Cook Islandair fliegen wir von der Hauptinsel Rarotonga während einer Stunde und sehen unter uns nur Wasser, Wasser und nochmals Wasser. Keine noch so kleine Insel in Sicht. Es braucht auch Vertrauen in dieses kleine Flugzeug, denn eine Ausweichlandung bei Defekt wäre nicht möglich und es bliebe nur der Versuch einer Wasserung – aber ob das gut gehen würde, bei einem Flugzeug, bei dem das Fahrgestell nicht eingefahren kann? Wohl kaum.
Aber diese Gedanken sind schnell verflogen, denn plötzlich sehe ich weit vor uns einen „hellen Fleck“ im tiefblauen Meer und ich weiss, dass es nur die Lagune von Aitutaki sein kann, meinem Ziel.
Wir nähern uns immer mehr der Lagune und was ich zu sehen bekomme ist absolut einmalig. Eine türkisfarbene Lagune und am nördlichen Ende ist die langgezogene Hauptinsel ersichtlich. Wir landen am nördlichsten Zipfel und die Piste erstreckt sich quer und entlang auf einem schmalen Landstreifen des Korallenriffs.
Das Aitutaki Lagoon Resort
liegt auf der einzigen kleinen privaten Insel, umgeben von einem weissen Sandstrand. Am westlichen Ende erstreckt sich vom Strand eine Sandbank von ca. 100 m ins Meer hinaus.Die geräumigen und komfortablen Bungalows sind direkt am Strand, umgeben von Palmen.
„One foot island“ in der Aitutaki Lagune
Am nächsten Tag bietet sich mir ein ungeahnter Höhepunkt mit dem Bootsausflug in der Lagune bis ans Südende.
Schon bald nach der Abfahrt bin ich überwältigt von der Schönheit dieser Lagune, ein fast kitschig-türkisfarbenes Wasser und eine klare Sicht bis auf den Grund – es ist kaum zu glauben, dass es so etwas von Faszinierendem gibt. Auf dieser Wunderwelt mit dem kleinen Boot dahingleiten, umgeben von der türkisfarbenen Lagune soweit das Auge reicht, lässt einen träumen, ob dies Wirklichkeit ist oder ob man sich in einer anderen Welt befindet, es ist schon fast zu schön um wahr zu sein.
Kein Künstler könnte auf einer Palette ein perfekteres, intensiver leuchtenderes Türkis kreieren wie das von der Aitutaki Lagune, aus meinen weltweiten Erfahrungen eine der schönsten Lagunen auf dieser Welt.
Mein Eindruck wird von den meisten der Touristen, Künstlern und Schriftstellern geteilt, die je Aitutaki gesehen und erlebt haben.
Nachdem mein Auge sich nicht genug an der Lagune sattsehen kann, nähern wir uns „One foot island“, die einem Fussabdruck gleich der Insel den Namen gegeben hat. In einem kleinen Kanal zwischen zwei Sandbänken können wir am Strand anlanden.
Die zwei Begleiter präparieren einen feinen Barbecue-Lunch, den ich auf dieser kleinsten Insel,, im „Nirgendwo“ auf dieser Welt für mich allein geniessen kann. Während der Rückfahrt zur 7 km entfernten Hauptinsel lasse ich mir nochmals diese einzigartige Umgebung in mich aufsaugen.
Es ist ein Traum und für mich die Faszination und Einmaligkeit der Südsee.
Sonntags-Gottesdienst mit persönlicher Begrüssung und den schönsten Gesängen
97% der Bevölkerung sind Christen und die ersten Missionare landeten bereits 1891 auf den Cook Inseln.
Die eindrücklichen Kirchen-Gesänge der Einheimischen sind bekannt in aller Welt und nachdem der nächste Tag meines Aufenthaltes ein Sonntag ist, lasse ich es mir nicht nehmen, im Hauptort Arutanga einer Sonntagsmesse beizuwohnen.
Und wieder ergibt sich daraus ein besonderes Erlebnis.
Ich bin frühzeitig vor der Kirche und beobachte, wie die Einheimischen in ihren Sonntagsgewändern daherkommen. Kurz vor Messebeginn kommt ein Pick-up angefahren mit vielen Gläubigen auf der „Ladefläche“. Und wer ist der Fahrer? Der Pfarrer selber, der seine Schäflein in der weiteren Umgebung abgeholt hat.
Zu Beginn des Gottesdienstes begrüsst der Pfarrer – in englisch – seine Gläubigen und – ich staune – ich werde als einziger anwesender Tourist persönlich wie folgt begrüsst: “… and we welcome our guest from where we don’t know he comes from..!“ (und wir heissen unseren Gast willkommen und von woher wissen wir nicht er kommt von). Ich höre den Satz heute noch in meinen Ohren und habe ihn nie vergessen.
Und dann die Gesänge – mit einer Hingabe, die ich noch nie so erlebt habe, werden die Lieder vorgetragen und alle, ich habe wirklich das Gefühl, dass jeder Einzelne aus voller Kehle singt. Die Kirche ist nicht allzu gross, aber die Akustik ist hervorragend und mir läuft es kalt den Rücken hinunter und bekomme Hühnerhaut beim Zuhören.
In meinem Stossgebet zum Himmel bin ich Gott unendlich dankbar, dass ich dies erleben darf.
Ich hätte noch stundenlang zuhören können und nach dem Gottesdienst verabschiedet sich der Pfarrer am Kirchenausgang persönlich von jedem Einzelnen mit einem Händedruck. Bei dieser Gelegenheit kann ich ihn auch über meine Herkunft aufklären, was bei ihm ein grosses Staunen auslöst und dass wir zudem beabsichtigen, Touristen aus Europa in sein Land und auf seine Insel zu bringen, freut ihn ausserordentlich.
Ich bleibe noch vor der Kirche und beobachte, wie die Einheimischen sich noch unterhalten – wie bei uns trifft man sich ja auch noch nach der Messe zu einem Schwatz. Nach geraumer Zeit kommt auch der Pfarrer nach draussen, umgezogen in Strassenkleider, und sammelt seine Schäflein wieder ein und los gehts mit seinem Pick-up, um seine Gläubigen wieder nach Hause zu fahren.