Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Unerwartetes Abenteuer in der Wüste Aegyptens

Expedition “Oasen & Wüste von Ägypten”, 1996

 

Die bleibenden Erinnerungen von meiner Frau und mir von der Wüsten-Expedition im Niger 1979 haben uns bewogen, im Dezember 1996 eine von Kuoni ausgeschriebene Expedition in die Oasen und Wüsten von Ägypten zu buchen.

Luxor – Defekt am Jeep schon vor dem Start
Wir fliegen mit einem Crossair Charterflug nach Luxor und verbringen einen Tag in dieser geschichtsträchtigen Stadt. Gleich am ersten Abend werden nach dem Dinner faszinierende Derwisch-Tänze vorgeführt.

Nur schon beim Zuschauen wird es einem fast schwindlig – immer schneller im Kreis.

Am nächsten freien Tag besuchen wir u.a. den Karnak-Tempel und den eindrücklichen Tempel von Hatschepsut, ausserhalb der Stadt.

Tempel von Hatschepsut

Beginn der abenteuerlichen Expedition
Da unsere drei 4×4 Landrover einen grossen Umweg über eine Brücke im Norden machen müssen, um auf die westliche Seite des Nils zu gelangen, geniessen wir eine gemütliche Fahrt mit einem Feluke-Segelboot und steigen an einem vereinbarten Ort aus.

Der Feluke “Bootsführer”

Nach geraumer Zeit kommen zwei der drei Fahrzeuge, da der andere Landrover unterwegs einen Defekt mit der Ölpumpe und dem Wassertank erlitten hat. Dann – endlich sind alle Fahrzeuge bereit und die Fahrer versuchen mit allen möglichen Tricks, dies unter Kontrolle zu halten. Da die Fahrer lautstark diskutieren, haben wir bald eine Traube Einheimischer um uns herum und verfolgen gespannt die Situation.

Verwunderte Zaungäste

Auf einer gut ausgebauten Strasse fahren wir teils zwischen kleineren Gebirgszügen und müssen auch einen Pass überqueren.

Schon wieder unfreiwilliger Halt!

Irgendwie schaffen wir es mit Unterbrüchen – alle 10 km den Wassertank mit Mineralwasser !! nachfüllen – bis zur Oase Kharga (190 km) zu gelangen. Das defekte Fahrzeug wird gleich zu einer Garage gefahren.

Oase Kharga

Nach etwas viel Aufregung an diesem Tag errichten wir nach Ankunft unser Camp und schlafen in Zweier-Zelten.

Am Morgen erhalten wir die schlechte Nachricht, dass der defekte Land Rover innert nützlicher Frist nicht repariert werden kann und wir alles auf zwei Fahrzeuge – inkl. Passagiere – umladen müssen. Für ein Ersatzfahrzeug aus Luxor hätten wir einen Tag warten müssen und kostbare Zeit verloren, was eine Programmänderung zur Folge gehabt hätte.

Die Fahrt nach Süden ist sehr abwechslungsreich. Kleinere Gebirgszüge wechseln ab mit kilometerlangen komplett flachen Wüstengebieten. Plötzlich tauchen auch grössere, langgezogene Sanddünen auf.

In einer bizarren Gegend mit unzähligen kleineren und grösseren Erhebungen und sandbedeckten Ebenen schlagen wir unser Camp in dieser unendlichen Wüstenlandschaft auf.

Am nächsten Morgen gehts weiter nach Süden und wir erreichen nach 190 km die Oase Dakhla.

Oase Dakhla
Wir passieren diese langgezogene Oase mit einer Altstadt aus Lehmhäusern und weiter entlang eines langen Felsmassiv.

Nach einer weiteren Zelt-Übernachtung im Niemandsland führt unser Weg weiter nach Süden, teils in einer endlosen Ebene und nach rund 450 km abrupt nach Osten.

Abu Simbel – Felsentempel Ramses II.
Am nächsten Morgen stehen wir in aller Früh, genau zum Sonnenaufgang, ehrfürchtig und tief beeindruckt vor dem Felsentempel von Ramses II. Wir sind die ersten Besucher – noch vor den Touristengruppen – und haben diese Stätte allein für uns und können die Erhabenheit dieses Ortes gebührend in ihrer vollen Wucht erleben.

Überwältigt vom Eindruck dieser gewaltigen Monumente fahren wir weiter und wollen am Abend in Assuan am Nil sein, rund 290 km entfernt.

Wir sind noch nicht allzulange gefahren, treffen wir auf eine grosse, ruhende Kamelkarawane, wobei wir die Anzahl Tiere gar nicht zählen können. Eine wunderbare und interessante Ueberraschung.

Auf der Weiterfahrt sind wir plötzlich an einen Seitenarm des Lake Nasser und benützen die Gelegenheit für einen kurzen Stop, um diese einzigartige Stimmung verwundert zu bestaunen. Rund um diesen schmalen Seitenarm existiert nur Wüste und das blaue Wasser des Sees ist ein wunderbarer Farbtupfer im Sandmeer.

Am Seitenarm des Lake Nasser

Unterwegs wird die Piste für einige Kilometer zu einer richtigen Strasse ausgebaut. Unser Problem ist, dass erst das Trassee ausgehoben ist und dieses somit aus einer tiefen Sandschicht besteht. Wir bleiben immer wieder stecken und müssen die Fahrzeuge von Hand anschieben. Eine mühsame Angelegenheit und wir kommen kaum vorwärts.

Und dann passiert’s: diese Manöver sind zuviel für einen der beiden Landrover und er gibt den Geist auf. Was machen wir nun? Weit und breit keine Menschenseele, kein Dorf oder einheimische Behausungen. Der Versuch, das Fahrzeug abzuschleppen misslingt, denn das letzte der drei Fahrzeuge bringt den defekten Wagen nicht aus dem Sand. (das Titelbild dieses Berichts zeigt den Ort der Panne)

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als den letzten noch fahrbaren Landrover mit allem Gepäck (auf dem Dach) und den Teilnehmern „im Sandwich“ im Innern zu beladen und das defekte Fahrzeug liegen zu lassen.

Nichts geht mehr mit einem Fahrzeug

Wir haben insofern Glück, als dass nach einigen Kilometern wir einen Container der Strassenarbeiter entdecken und wir dort Halt machen. Bald taucht auch ein Traktor auf und der Fahrer ist damit einverstanden, das defekte Fahrzeug abzuschleppen und über die Nacht, zusammen mit den französischen Teilnehmern und unserem Lokalführer, nach Assuan zu fahren.

Seltenheitswert: Traktor schleppt 4×4 Fahrzeug in der Wüste ab!

Die Franzosen insistieren auf dieser Lösung, da sie unter keinen Umständen im Container in diesem Niemandsland übernachten wollen. Wir anderen Teilnehmer fragen uns nur, warum sie denn eine Expedition in die Wüste gebucht haben?

Unvorhergesehene Übernachtung in einem Container der Strassenarbeiter
Wir haben ein unerwartetes Glück und es sollte ein einmaliges Abenteuer und Erlebnis werden.

Der Container ist zweistöckig und die Einheimischen überlassen uns ihre Schlafstätten, während sie unten und im nebenstehenden Essens-Zelt übernachten.
Die Arbeiter teilen ihr Nachtessen grosszügig mit uns und wir können vor dem „Zubettgehen“ in der nahen Anhöhe die leuchtenden Augen der Wölfe sehen. Das kann ja lustig werden, denken viele von uns.

Wir hören später auch Wolfsgeheul in der Nähe, sodass die Frauen beim „Austreten“ nachts uns Männer bitten, als „Leibwächter“ in gebührendem Abstand sie zu beschützen.

Am frühen Morgen taucht der Traktor und unser Guide wieder auf und wir können weiterfahren, etwas gedrängt in nur einem Fahrzeug. Wir bedanken uns sehr herzlich von unseren hilfsbereiten, grosszügigen Gastgebern und verabschieden uns wie Freunde, die sich schon lange kennen. Ein Erlebnis, das lange in unserer Erinnerung bleiben wird.

Wir haben noch eine grössere Strecke auf der Piste zurückzulegen bis wir erleichtert sind, auf einer asphaltierten Strasse die restlichen Kilometer bis Assuan zurücklegen zu können.

Assuan
wir sind wieder im Nildelta und die Stadt liegt am östlichen Ufer des Nils, unterhalb des ersten Katarakts. Durch die Panne und unvorhergesehene Container-Uebernachtung kommen wir mit einem Tag Verspätung in Assuan an.
Wir können das für den Vorabend reservierte Hotelzimmer nur noch für ein paar Stunden benutzen, um wieder einmal richtig zu duschen und uns umzuziehen. Dann
führt uns der Weg direkt zur Agentur und dank ihrer Hilfe finden wir noch Platz auf einem Flug am Abend nach Luxor.

In der verbleibenden Zeit benützen wir die Gelegenheit, auf der Terrasse des geschichtsträchtigen Old Cataract Hotels mit Blick auf den Nil auf das doch noch glückliche Ende unserer Expedition anzustossen.

Luxor und Rückflug in die Schweiz
Wir geniessen es, wieder einmal in einem Hotelbett die Nacht zu verbringen, bevor wir zum Flughafen fahren für unseren Rückflug mit dem Crossair-Charter über Sharm-el-Sheik.

Trotz aller Widerwärtigkeiten während dieser Expedition haben wir phantastische Momente erlebt, eindrückliche Landschaften gesehen und die „Faszination Wüste“ wieder ausgiebig geniessen können.

 

 

 

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