Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Marquesas – Inseln am Ende der Welt

Nuku Hiva, Marquesas, Franz. Polynesien, 1999

Die zerklüfteten und ungezähmten Marquesas-Inseln liegen fast am Ende der Welt. Diese Welt gehört der Vergangenheit, wo der Geist der alten ma’ohi immer noch lebendig ist. Die Inseln ragen mit scharfen Felsspitzen trotzig aus dem Pazifik heraus.

Bis heute sind einige Inseln unberührt geblieben und das seit dem Auftauchen der Europäer. Bekannt als Henua Enana, Land der Männer, gingen aus der Isolation der Marquesas kräftige Insulaner hervor, unsagbar stolz und mit einer faszinierenden Kultur.

Diese markante Beschreibung der Marquesas Inseln hat mich immer fasziniert und während all den Jahren, in denen ich in Französisch-Polynesien weilte, war es immer mein Wunsch, diese Inselwelt zu besuchen. Bekannt auch durch den französischen Sänger Jacques Brel und den Maler Paul Gauguin, die beide auf der Insel Hiva Oa beerdigt sind.

Nun, für die Reise im Oktober 1999 haben Susanne und ich entschieden, nach den Marquesas und auf die Insel Hiva Oa zu fliegen. Infolge Reparaturarbeiten müssen wir aber auf Nuku Hiva ausweichen.

Nuku Hiva – die grösste der Marquesas-Inseln
Nach über drei Stunden Flug mit Air Tahiti landen wir nach 1430 km nordöstlich von Tahiti auf dieser Insel. Trotz der grossen Distanz – entspricht Fluglinie von Zürich nach Stockholm – sind wir immer noch im Territorium von Französisch-Polynesien.
Der kleine Flughafen an der kargen Nordküste liegt spektakulär längsseits in den steilen Hang gebaut.

Flugpiste in den steilen Hang mit Abgrund zum Meer gebaut

Nach dem Flughafen führt die Naturstrasse für ein paar Kilometer einen steilen, kargen Berg hinauf, durch eine wilde Natur, vorbei an Pflanzen, die wir noch nie gesehen haben. Dann plötzlich sind wir oben angekommen und es eröffnet sich uns ein phantastischer Blick auf die Südküste:

Weit unten in der Distanz eine grosse Bucht mit dem Hauptort Taioha’e, links und rechts flankiert von schroffen, spitzen Bergen inmitten von tropischer Vegetation.

Keikahanui Pearl Lodge
Nach einer kurvenreichen Fahrt hinunter sind wir im Dorf und fahren auf eine Anhöhe, wo sich unser Hotel befindet. Auf der Terrasse, vom Schwimmbad und von unserem geräumigen und geschmackvoll eingerichteten Zimmer ein wunderbarer Blick in die Bucht, wo Segelboote vor Anker liegen und im Hintergrund die dicht bewaldeten schroffen Berge. Wir fühlen uns in einer andern Welt, abgeschottet von der Hektik in der Hauptstadt Papeete auf Tahiti. Die gefühlte Einsamkeit wird noch unterstrichen durch den Umstand, dass wir neben ein paar einheimischen Gästen die einzigen Touristen sind.

Hotel-Pool und Bucht vom Hauptort Taioha’e

Wunderschönes Schlafzimmer

Der Komfort und die Annehmlichkeiten dieses wunderbaren Hotels kontrastieren jedoch zu unseren widersprüchlichen Gefühlen von Einsamkeit und anderer Welt. Aber genau dieser Umstand fasziniert in dieser traumhaften Umgebung.

Mit einem sympathischen Lokalführer fahren wir am nächsten Tag die Strasse hinauf, staunen über die Berge mit den scharfen Felsspitzen. Wir steigen aus und auf einer kleinen Wanderung gehts durch den Regenwald steil hinunter zur einsamen, verlassenen Anaho Bay im Nordosten der Insel. Wir geniessen ein herrliches Bad am feinsandigen Strand, wiederum in schönster Abgeschiedenheit mutterseelen allein und in totaler Stille.

Anahoe Bay

Auf der Weiterfahrt nach Norden kommen wir zur nächsten Bucht, und machen im Dorf Hatiheu einen Halt bei “chez Yvonne”, einem charmanten, blumenübersäten Restaurant, wo wir uns eine Erfrischung gönnen.

Restaurant “Chez Yvonne”

Die Strassen sind gesäumt von einer Blumenpracht mit Frangipani, Tiare, Bougainvilleas und vielen mehr. Es herrscht sehr wenig Verkehr und auch die wenigen Dörfer, die wir passieren, scheinen verlassen zu sein.

Blumen entlang der Strassen soweit das Auge reicht

Auf der Rückfahrt in den Süden führt uns der Lokalführer im östlichen Taipivai-Tal in sein schmuckes Dorf. Eine fast überbordende Blumenpracht schmückt die Strassen beiderseits und die umliegenden Gärten, ein richtiger Augenschmaus.

Am nächsten Tag schlendern wir durchs Dorf, besuchen den Markt, gehen weiter zur malerischen Kathedrale mit den biblischen Holzfiguren an Säulen und Wänden. Wir sehen auch historische Funde mit ihren steinernen Skulpturen an verschiedenen Orten.

Historische Stein-Skulpturen

Probe-Aufführungen für die Millenniums-Feier
Auf dem Hauptplatz, dem “Place Rouge”, ist eine grössere Gruppe junger Frauen, die Tänze aufführen. Es sind die Proben für die Millennium-Feier am Jahresende und der Taktgeber an der Haupttrommel, der “Pahu”, ist der wohl beleibte Bürgermeister.

Proben für die Millenniums-Feierlichkeiten

Wir bleiben lange und lassen uns berauschen von den Klängen und anmutigen Tänzen, obwohl die Tänzerinnen fürs Proben ihre normale Alltagskleidung und nicht – wie fürs Fest – die schönsten Kostüme tragen.

Dass wir uns in totaler Abgeschiedenheit und wie fast am Ende der Welt vorkommen ist auch der Umstand, dass wir während des viertägigen Aufenthaltes nie einem andern Touristen begegnet sind. Bei der Reiseplanung habe ich schon mit wenig Tourismus gerechnet, aber dass wir auf eine solch ursprüngliche Welt stossen, hat das Erlebnis noch intensiver und bereichernder gemacht. Fast so wie ich mich beim ersten Besuch auf Tahiti in den 60er Jahren gefühlt habe.

 

 

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