Die „Aurora Borealis“ über den Färöer Inseln
Beobachtungsflug ab/bis Köln – 2019
Geheimnisvolles Leuchten am Firmament in dunklen Wintertagen – das ist mir während meinen verschiedenen Reisen in den Hohen Norden verborgen geblieben.
Als Mitglied einer „Internationalen Gruppe von Aviatik-Enthusiasten“ – die ich bei meinem Schwerelosigkeitsflug im April 2019 in Moskau kennenlernte – habe ich die Möglichkeit, dieses Naturphänomen während eines Fluges zu erleben.
Ich fliege am Nachmittag des 23. November 2019 nach Köln, habe noch Zeit für einen Bummel in der Stadt rund um den Kölner Dom, bevor ich um 18.30 Uhr am Flughafen am speziellen Check-in Sektor auf die übrigen Passagiere treffe.
Flugverlauf
Nach dem Start etwas nach 21.00 Uhr nehmen wir Kurs auf die mitten im Nordatlantik gelegenen Färöer-Inseln, denn typischerweise erreichen Polarlichter dort ihre größte Intensität zwischen 23 und 01 Uhr. Das Polarlichtoval erstreckt sich um den geomagnetischen Pol, welcher sich im Norden Grönlands befindet und reicht zur genannten Uhrzeit bis über den Norden Islands. Da wir uns in etwa 11 km Höhe befinden und das Polarlicht-Geschehen sich in noch viel größerer Höhe abspielt (im Durchschnitt bei 130 km), haben wir von den etwa 400 km südlich des Ovals gelegenen Färöern einen optimalen Blick. Wir haben in unserer Flughöhe nicht nur die Wolken, sondern auch ¾ der Erdatmosphäre unter uns. Daher ist der Himmel dunkler und die Durchsicht besser als von jedem Platz an der Erdoberfläche aus.
Ueber dem Zielgebiet, in dem wir uns etwa 2 Stunden aufhalten, werden mehrere Schleifen geflogen. Dadurch hat jeder Passagier auf der linken oder rechten Seite einen optimalen Blick auf das Geschehen.
Die Kabine wird soweit abgedunkelt, dass wirklich kein kleines Lämpchen mehr glüht und es herrscht dadurch die totale Finsternis. In der Polarlicht-Phase dürfen auch keine Taschenlampen, Handy-Displays und Kamera-Displays eingeschaltet werden um die geringsten Reflektionen zu vermeiden. Ausgehändigte dunkle Decken, die man vor dem Fenster über den Kopf stülpt, tragen zu optimalen Beobachtungsbedingungen bei.
Wir nähern uns immer mehr den Polarlichtern und erste Ränder am Horizont sind zu sehen.
Die Aurora Borealis – das Polarlicht oder auch Nordlicht
Von der Sonne abgegebene Partikel bewegen sich rund 150 Millionen km in Richtung Erde, bevor sie unwiderstehlich in Richtung des magnetischen Nord- und Südpols gezogen werden. Während die Teilchen den Magnetschild der Erde passieren, vermischen sie sich mit Atomen und Molekülen aus Sauerstoff, Stickstoff und anderen Elementen, die zu einer blendenden Anzeige von Lichtern am Himmel führen.
Je stärker der Sonnenwind, desto ausgeprägter ist die Intensität und Dynamik der Lichterscheinungen.
Auf unserem Flug sind weisslich leuchtende „Wolken“ über grün-rote „Nebelbahnen“ bis hin zu den typischen „Schleiern“, die sich in sanften Wellen langsam über das Firmament bewegen, zu beobachten.
Faszinierend ist der unglaubliche Sternenhimmel, auf dieser Flughöhe besonders eindrücklich.
Einmalig ist die Sicht auf die Milchstrasse. Auch Sternschnuppen reisen immer wieder durch die Nacht.
Die unterschiedliche Farben-Wahrnehmung
Jedes Auge sieht Farben anders. So kann es vorkommen dass der eine die Lichter in weiß, der andere diese aber in grün sieht. Nur die Fotokamera sieht die Lichter in der richtigen Farbe. Es ist jedoch extrem schwierig, in der totalen Dunkelheit und unter der Decke die Kamera zu bedienen, also lieber von blossem Auge schauen, denn an Bord sind zwei Polarlicht-Fotografen der Volkssternwarte Bonn, die sich auf beiden Seiten der Kabine mit speziellen Kameras positioniert haben und uns zwei Tage nach dem Flug ihre fantastischen Bilder übersenden.
Auf dem Rückflug werden uns ein obligates Zertifikat über dieses Ereignis überreicht und vor der Landung gibts noch ein kleines Glas Sekt, mit dem wir auf diesen einmaligen Flug anstossen können. Kurz nach 04.00 Uhr setzen wir wieder auf dem Runway des Flughafens Köln/Bonn auf.
Ein eindrückliches und einmaliges Erlebnis, allerdings etwas getrübt durch den Umstand, dass das eigene Auge nicht die volle Pracht der Polarlichter – wie auf diesen Fotos – wahrgenommen hat.