Von den Anfängen des Tourismus bis zur Gegenwart

Soyuz-Raumkapsel zurück von der ISS

Landung in der Steppe von Kasachstan, 4. Oktober 2018

 

Nach dem erfolgreichen Start der Raumfähre am 21. März wurde die Landung der Crew mit Oleg auf den 4. Oktober, d.h. nach 197 Tagen im All, festgelegt. Alexander, die rechte Hand von Oleg und Organisator der Reise nach Baikonur, informiert mich, dass ich bei Interesse wieder eingeladen sei, im Kreis der „Guests and Friends of Oleg“ an der “Extreme Expedition” zur Landung teilzunehmen.

Ich fliege am 2. Oktober via Moskau nach Astana, der Hauptstadt Kasachstans. Eigentlich wäre am frühen Morgen des 3. Oktobers der Weiterflug ins Zentrum der Steppe, nach Zhezkazgan vorgesehen. Nur 4 Tage vorher wird der Flug annulliert (nur 2 Flüge pro Woche) und Alexander muss umdisponieren für eine Fahrt auf dem Landweg.

Unser Ziel ist das Camp in der Nähe des vorgesehenen Landeplatzes, total 800 km entfernt. Unsere Abfahrt vom Flughafen ist um 07.15 Uhr. Mit einem komfortablen Bus sind wir für die ersten 100 km auf einer Autobahn Richtung Süden und folgen dann für 500 km einer sog. Hauptstrasse in westlicher Richtung. In unseren Breitengraden wäre es eine Nebenstrasse, ein schmaler, welliger Asphaltstreifen und bei Überholmanöver oder bei entgegenkommenden Autos muss unser Bus nach aussen ausweichen. Von einem kleineren Dorf oder Stadt ist während der ganzen Fahrt nichts zu sehen, und das während 500 km!

Unglaubliche Dimensionen: 500 km auf dieser “Hauptstrasse” in der kasachischen Steppe

Kurz vor Zhezkazgan treffen wir bei der Abzweigung nach Süden auf den 2. Teil der Gruppe, die mit Off-Roadern vom Norden Kasachstans, Kostanai, auch ca. 600 km bis hierher gefahren sind.

Wir vom Bus steigen um auf die sehr bequemen Off-Roader für die nächsten 200 km. Der Wagen wird grandios pilotiert von Evgeniya, der einzigen Frau als Fahrerin. Zwischendurch gibts mal einen kurzen Stopp für das Unausweichliche – Damen links, Herren rechts! – Wer weiss, vielleicht wird in einigen Monaten dort eine grüne Oase entstehen!

Das Gelände ist topfeben und dies ist auch der Grund, warum in dieser Steppe die Landung der Raumkapsel am Fallschirm vorgesehen ist. Je nach Wind ist es möglich, dass die Kapsel allenfalls einige Kilometer vom vorgesehenen Landeplatz niedergehen kann und da darf ja kein Hindernis – Gebäude, Hügel etc. – im Weg sein.

Inzwischen ist es Nacht geworden und um 20.30 Uhr erreichen wir das Zeltcamp, froh diese Strecke von 800 km problemlos überstanden zu haben.

In zwei grösseren Zelten wird uns feine russische Kost aufgetischt und nachher treffen wir uns in einer kleinen Entfernung des Camps.

Wir sehen den Saturn mit seinen Ringen und die Sternbilder dank Laser
Ein Astronom aus Moskau begleitet die Reise und mit einem starken Laser zeigt er uns die Sternbilder. So eindrücklich und verständlich, wenn er die Umrisse nachzeichnet.
Er hat auch ein grosses Teleskop aufgestellt. Wir können in den Sucher reinschauen – nur schauen, ja nicht berühren, sonst sind wir tausende Km vom Saturn entfernt.
Ich staune und kann es kaum glauben, die Ringe um den Saturn ganz klar zu sehen. Man muss sich das vorstellen, denn der Saturn ist je nach Umlaufbahn zwischen 1,2 und 1,6 Mio Km von der Erde entfernt!

Wir erleben die Sonnen-Eruptionen LIVE!
Es ist der Tag der Landung: Im Laufe des Nachmittags – ein klarer Himmel ohne Wolken – versammeln wir uns wieder beim Astronomen, der ein anderes Teleskop aufstellt. Was sehen wir?
Die Sonne als dunkelrote Scheibe (wegen Filter) und – vor allem – erleben wir die unglaublichen Eruptionen die ständig auf der Sonnenoberfläche entstehen. Ein ständiges und wildes Aufflackern kann ich klar erkennen.
Man muss sich das vor Augen führen. Die mittlere Distanz Sonne zur Erde beträgt rund 150 Millionen Kilometer und das Licht benötigt 8 Minuten und 19 Sekunden, bei einer Geschwindigkeit von 300 Millionen Meter pro Sekunde.
Ich bin tief beeindruckt, dieses „Schauspiel“ live erleben zu können!

Oleg-Begrüssung und Landung der Raumkapsel
Wir begeben uns einige hundert Meter vom Camp entfernt. Unter kundiger Leitung von Sascha werden erst mal die Fahrzeuge in einem Halbkreis aufgestellt. Im Innern dieses Halbkreises platziert er jeden Teilnehmer an einen Platz, sodass sich schlussendlich das Wort “Oleg” (auf russisch) ergibt. Wir sind zudem alle mit orangen Jacken ausgestattet, sodass Oleg unsere Begrüssung mit seinem Namen in Orange vor der Landung sehen kann. (Dass er dies sah, hat er mir später persönlich bestätigt.)

Willkommensbegrüssung für Oleg – Олег – von unserer Gruppe

Die Landung ist auf 17.45 Uhr angesagt. Wir warten gespannt auf den Moment, wo wir plötzlich in grosser Höhe die Kapsel mit dem Fallschirm erkennen können. Wir beobachten noch einen Moment und dann sofort in die Fahrzeuge und nach ca. 1 km stoppen wir und sehen wie die Kapsel mit einer für uns gefühlten grossen Geschwindigkeit auf dem Boden aufsetzt, eine grosse Staubwolke verursachend.

Geglückte Landung in der endlosen Steppe von Kasachstan

Wir fahren nochmals ein Stück näher zum Landeplatz und begeben uns zu Fuss in die Nähe der gelandeten Kapsel. Sie liegt auf der Seite, was dem Rettungsteam erlaubt, die kleine Luke oben zu öffnen und die Besatzung herauszuziehen.

Nebenan sind drei Liegestühle aufgestellt, wohin die Besatzung getragen werden muss, da sie nach 197 Tagen in der Schwerelosigkeit nicht mehr selbständig gehen können. Kommandant Oleg als Erster und die beiden amerikanischen Astronauten nachfolgend.
Wir können uns ca. 5 m davor anstellen und beobachten, wie jeder der Besatzung einzeln vom Ärzteteam sofort untersucht wird.

 

Kosmonaut und Kommandant Oleg Artemiev mit den amerikanischen Astronauten Ricky Arnold (li) und Andrew Feustel (re)

Oleg sieht sehr gut aus, lacht und winkt, während der eine Astronaut völlig bleich im Gesicht vom Ärzteteam intensiv behandelt wird.

Es ist erstaunlich, wie wir auch hier wieder hautnah am Geschehen dabei sein können.
Später werden die drei Männer zu einem grossen Zelt in ca. 200 m Entfernung getragen. Mit dabei im Rescue Team ist Oleg’s Schwiegervater, im Khaki Anzug mit Mütze links im Bild. Wir stehen mit speziellen Fähnchen Spalier für Oleg und begleiten ihn bis zum Zelt. Dort erhalten sie weitere Untersuchungen und können sich ihrem Raumanzug entledigen und den Overall anziehen.

Ich gehe zurück zur Raumkapsel und kann dabei sehen, wie die Kapsel vom Rauch beim Eintritt in die Atmosphäre sowie der kleinen Brems-Triebwerke geschwärzt wurde. Das Hitzeschild unten an der Kapsel muss dabei eine Temperatur von ca. 2000° C aushalten. Die Aufhängevorrichtungen und die Seile zum Fallschirm sind fast armdick, sehr eindrücklich. Der Fallschirm selber hat eine Fläche von 1000 m2.

Mit der an der Kapsel angebrachten Leiter darf ich sogar auf die Raumkapsel steigen und sehe durch die Luke, wie die Betreuer beginnen, die Kapsel auszuräumen. Ich habe noch Zeit, kniend auf der Kapsel der Umgebung zu winken und ihnen in Gedanken mitzuteilen: „Hallo, hier bin ich wieder, soeben heil auf der Erde gelandet“! Aber leider sind dies nur Wunschgedanken und diesen Traum muss ich vorerst auf mein nächstes Leben verschieben! Vor dem Verlassen der Raumkapsel kann ich noch mit Kreide mein Autogramm an der Aussenwand hinterlassen!

Am Abend unterhalten wir uns ausgiebig über das. was hier alles passiert ist:
Die Saturn-Ringe, die Sonnen-Eruptionen, die Gruppen-Begrüssung von Oleg und der Grund unserer Reise: Die Landung der Raumkapsel am Fallschirm.
Wir alle sind stolz, dass wir als einige der wenigen Personen all dies hautnah und live erleben durften. Die Einmaligkeit bleibt tief in unserer Erinnerung haften.

 

 

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