Oudjilla, Nord-Kamerun, 1963
Wir fahren zum Bergdorf des kleinen Bergstammes der Podoko mit ihren eigenen Gesetzen, dass jede der 54 Frauen des Dorfchiefs – dem Lamido – ihre eigene Hütte besitzen muss. So hat es sich ergeben, dass sich aus dem „Familienclan“ ein eigenes Dorf entwickelt hat. Der Lamido war 1911 geboren, also bei unserem Besuch 52jährig und Vater von 113 Kindern und Enkeln!
Zu Ehren unseres Besuches als die ersten weissen Touristen mit Sonderflug aus Europa wird ein Tam Tam-Sicheltanz vorgeführt. Die Tänze sind einfach, aber doch faszinierend. Mit an unter den Knien befestigten kleinen “Trommeln” erzeugen sie ein Geräusch, wirbeln Staub auf und zusammen mit ihren eintönigen Gesängen, während denen sie ihre Sicheln in der Hand schwingen, gibt es der Vorführung einen Hauch von Ursprünglichkeit. Es werden immer wieder neue Gruppen formiert, aber der Sicheltanz bleibt der Gleiche.
Dazu passt, dass die Frauen – in unserem Empfinden – praktisch nackt sind und nur ein paar Perlenschnüre um ihre Hüften gebunden. Die Haut der Frauen variiert von hellbraun über dunkelbraun bis zu rabenschwarz. Und mit ihren teilweise finsteren, skeptischen Minen ist es fast furchterregend. Begreiflich, sind wir doch die erste Gruppe von weissen Touristen!
Aber wir sind doch Zeugen eines einmaligen Rituals – und es zeigt sich nur wenig später, dass wir von Glück begünstigt waren, diese Ursprünglichkeit erleben zu können, was Gruppen in späteren Jahren verwehrt blieb.