Machu Picchu und Huayna Picchu, Hochland Peru, 1967
Wir unternehmen eine romantische Zugfahrt von Cuzco nach Machu Picchu. Die Schmalspurbahn bringt uns durch das fruchtbare und beeindruckende Tal des Rio Urubamba nach Aguas Calientes.
Per Bus geht es in vielen Kehren hinauf nach Machu Picchu, der einzigartigen letzten Zufluchtsstätte der Inkas, der “verschollenen Stadt”.
Wir folgen gespannt den Erklärungen unseres Lokalführers und haben Zeit, um in Ruhe die besondere Atmosphäre dieses Ortes in uns aufzunehmen.
Machu Picchu (der Quechua-Name bedeutet „alter Gipfel“), 2470 m.ü.M.
ist eine gut erhaltene Ruinenstadt. Die Inkas erbauten die Stadt im 15. Jahrhundert auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Berges gleichen Namens (Machu Picchu), 75 Kilometer nordwestlich der Stadt Cuzco.
Hinter dem Ende der Terrassen ragt der „junge Gipfel“ – Huayna Picchu – zuckerhutförmig in den Himmel, auf dem sich kleine Reste eines Inka-Tempels befinden, die von der Stadt über einen kleinen Bergpfad erreichbar ist.
Huayna Picchu („junger Gipfel“)
Während jeder Südamerika-Reise, die ich begleitet habe, hat es mich „gereizt“, diesen Huayna Picchu zu besteigen. Mir fehlt aber die Zeit, da nach der Besichtigung das Mittagessen in der Lodge serviert wird und nachher die Abreise nach Aguas Calientes und zurück nach Cuzco ansteht.
Aber endlich – ich bin wieder in Machu Picchu – und entschliesse mich, anstelle des Mittagessens den Berg zu besteigen. Ich informiere die Kunden und den Lokalführer, allenfalls vor der Abfahrt auf mich zu warten, sollte ich verspätet sein. Trotz Abraten des Lokalführers wegen der Gefährlichkeit des Aufstiegs mache ich mich auf – ich will den Berg, der mich bei jedem Besuch herausforderte, endlich bezwingen.
Ich ziehe trotz der Höhe von 2470 m in forschem Tempo los, da mir nicht viel Zeit bleibt. Der schmale Bergpfad ist leicht zu finden und windet sich extrem steil hinauf. Zwischendurch muss ich kurz verschnaufen, da ich doch (zu) schnell unterwegs bin und der Puls rast. Oben auf dem Gipfel angekommen, bin ich überwältigt von der unglaublichen und sagenhaften Aussicht, die sich mir bietet.
Mutterseelenallein
wie ein Inka Gott
stehe ich auf dem schmalen Gipfel auf 2729 m.ü.M.
ein Nichts in dieser unglaublichen Umgebung
völlig in Einklang mit der Natur
kein Geräusch, kein Laut – nichts!
Die absolute Stille.
300 m weit unter mir die Ruinenstadt in ihrer ganzen Grösse mit seinen 200 Häusern, Tempeln und Palästen, noch weiter unten – auf 2090 m.ü.M. – schlängelt sich der Urubamba-Fluss in tiefen Furchen durch die üppigen Schluchten und Täler und rings herum bewaldete hohe, bizarre Berge.
Ich kann es kaum fassen und bin stolz, dass ich es gewagt und geschafft habe. Die Anstrengung hat sich tausendfach gelohnt.
Ich bleibe noch ein paar Minuten wie erstarrt von diesem erhabenen Augenblick und sauge alles in mich auf. Aber plötzlich wird mir bewusst, dass ich ja eine Gruppe Touristen betreuen muss und diese bestimmt schon ungeduldig auf die Rückkehr ihres „Führers“ warten.
In zügigen Schritten geht’s rasant aber trotzdem vorsichtig bergab, bin rechtzeitig zurück und kann mir noch ein paar Bissen vom Lunch-Buffet ergattern.