Insel Sumatra, Indonesien 1975
Ich bin im August unterwegs auf einer Erkundungsreise nach Sumatra, um über die Aufnahme dieser Gegend in einen Kuoni-Katalog entscheiden zu können. Ueber Jakarta und mit einem Lokalflug der Garuda Airways erreiche ich Padang an der Westküste von Sumatra. Ein Lokalführer unserer Agentur begleitet mich in den nächsten Tagen.
Nostalgie-Dampf-Eisenbahnfahrt nach Bukittinggi
Die ersten 50 km von Padang nach Norden legen wir noch im Privatwagen zurück. Beim Bahnhof von Kayu Tanam warten wir auf den Dampfzug aus Padang kommend, den wir aber aus Zeitgründen erst hier besteigen.
Die Eisenbahn wurde Ende des 19.Jh. gebaut, um die hochwertige Steinkohle von den Minen im Innern Sumatras an die Küste in Padang zur Verschiffung und später zur Zementherstellung zu bringen.
Ich fühle mich um Jahrzehnte zurückversetzt. Einer alten Dampflokomotive, erbaut von der SLM (Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik, Winterthur), mit Zahnstangen ausgerüstet wegen der hügeligen, bergigen Landschaft, sind einige Waggons angehängt, die nicht einmal der alten SBB-3. Klasse entsprochen hätten. Die Bankreihen längs an den Wänden und in der Mitte des Wagens (ohne Lehne) ausgerichtet, damit problemlos Waren der einheimischen Passagiere Platz finden.
Wir starten auf 144 m.ü.M. und schlängeln uns langsam in die Höhe, mit Betonung auf langsam! Nach wenigen Kilometern und auf rund 400 m.ü.M. beginnt bei einem „offenen Bahnhof“ die Zahnradstrecke und wir steigen hinauf bis zum höchsten Punkt auf 1154 m.ü.M.
Die Landschaft ist einmalig: Mal folgen wir einem Flusslauf, dann wieder durch dicht bewaldete Gebiete, durch Tunnels bis wir nach ca. 30 km das Ende der Zahnradstrecke erreicht haben und die Gegend flacher wird. Wenige Kilometer später sind wir am Ziel in Bukittinggi, auf 930 m.ü.M.
Es ist eine äusserst eindrückliche und abwechslungsreiche Fahrt, die unbedingt in ein Reiseprogramm eingebaut werden muss, ist mein Fazit.
Bukittinggi – Zentrum der Minangkabau-Kultur
(auf indonesisch bedeutet „hoher Hügel“)
Die Minangkabau sind eine Ethnie mit über drei Millionen Angehörigen die grösste noch existierende matrilineare und matrilokale Kultur weltweit. Die Minangkabaus verstehen sich zum grössten Teil als orthodoxe Muslime, folgen aber zugleich in unterschiedlichem Mass ihrem Gewohnheitsrecht. Sie praktizieren also eine patrilinear ausgerichtete Religion in einer matrilinearen Gesellschaft.
Eigentum, Familienname und Land werden von Mutter zu Tochter weitergegeben, während religiöse und politische Angelegenheiten in der Verantwortung von Männern liegen. Minangkabau-Frauen haben vor allem im privaten Leben eine starke Autorität.
Die Stadt ist wunderbar eingebettet in Hügel mit starker Vegetation. Das Wahrzeichen der Stadt ist der 26m hohe, 1926 erbaute Uhrturm. Sehenswert auch die beiden grossen Märkte von Pasar Atas und Pasar Bawah.
Hier habe ich erste Paraden beobachten können und die Leute benützen jeden freien Platz, um dabei zu sein.
Der spektakuläre Maninjau-See mit grossem Folklore-Festival “Dirgahayu”
Wir fahren auf der Hochebene rund 30 km und dann plötzlich liegt der See weit unter uns.
Der Maninjau ist ein Kratersee (100km2) in einem vulkanischen Einbruchkessel, einer Caldera, dessen Kraterrand 600 m über dem See-Niveau von 459 m liegt, .
Der See gilt als eine der schönsten Natursehenswürdigkeiten Sumatras.
Die geschwungenen, ausladenden und giebelartigen typischen Häuser des Minangkabaus-Stils prägen das Bild dieser Gegend.
Ich habe grosses Glück, dass an diesen Tagen ein grosser lokaler Folklore-Festival stattfindet.
Hier, am Ufer des Maninjau-Sees, strömen die Einheimischen in ihren farbenfrohen Kostümen daher, mit Booten über den See, mit kleinen Pferdekarren oder einfach zu Fuss. Kleine Paraden und Musikdarbietungen durch Jugend-Tambouren Gruppen werden aufgeführt. Es ist beeindruckend, wie die Bevölkerung diesen Tag am See geniesst.
Ich bin hochzufrieden über meinen Abstecher nach West-Sumatra und fliege von Padang zurück nach Jakarta und mit einem Anschlussflug nach Kalimantan im südlichen Borneo. (Beschreibung siehe Beitrag „Kalimantan-Borneo – Ureinwohner und frühere Kopfjäger“)